Nach Auskunft der Pfarrei San Pio X waren dieses Jahr rund 800 Personen an der Wallfahrt dabei. Auf der Prozession von Flüh nach Mariastein (Bild) wurde der Rosenkranz gebetet. | © Parrocchia San Pio X
Nach Auskunft der Pfarrei San Pio X waren dieses Jahr rund 800 Personen an der Wallfahrt dabei. Auf der Prozession von Flüh nach Mariastein (Bild) wurde der Rosenkranz gebetet. | © Parrocchia San Pio X
26.09.2019 – Aktuell

«Tutti a Mariastein!»: Hundert Jahre Dankbarkeit

Seit 1919 wallfahrten Italiener/innen der Region Basel zur Muttergottes von Mariastein

Die italienische Gemeinschaft der Nordwestschweiz hat am 15. September mit Beteiligung von weiteren Delegationen aus dem Bistum Basel ein beeindruckendes Jubiläum gefeiert: Seit hundert Jahren pilgert sie jeweils am dritten Sonntag im September, also am Eidgenössischen Bettag, nach Mariastein.

Entstanden ist die Wallfahrt aus einem Gelübde während des Ersten Weltkriegs. Die damals in Basel lebenden Italiener gelobten der «Maria im Stein», zum Dank für die Verschonung vor dem Krieg jedes Jahr zu ihr zu kommen. Seit 1919 findet der «Pellegrinaggio degli italiani a Mariastein» jedes Jahr statt. Ein Votivbild von 1919 im Archiv des Klosters Mariastein bezeugt die erste Wallfahrt. Nach Auskunft von P. Ludwig Ziegerer, dem Wallfahrtsleiter des Klosters, ist die Italienerwallfahrt damit sicher unter den zahlreichen Wallfahrten von Migrantengemeinschaften nach Mariastein die älteste mit einer ununterbrochenen Tradition. Möglicherweise ist sie sogar die älteste heute noch statt­findende Wallfahrt überhaupt, denn zumindest im Kloster selbst ist keine weitere Gruppe dokumentiert, die so lange wie die Italiener von Basel nach Mariastein pilgert.

Laut einer Beilage im Mit­teilungsblatt «Lettera alla comunità» der italienischsprachigen Pfarrei San Pio X in Basel und der Missione cattolica italiana Allschwil-Leimental (September 2019) mit einer Auswahl von Fotos und Dokumenten aus mehreren Jahrzehnten nahmen beispielsweise im Jahr 1937 etwa 300 Italienerinnen und Italiener an der Wallfahrt teil. Mit der nach dem Zweiten Weltkrieg wieder stark einsetzenden Arbeitsmigration aus Italien werden dann für die Jahre 1948 bis 1951 Teilnehmerzahlen von 1500 bis 2500 Personen genannt, zu einem Bild aus den 1960er- oder 1970er-Jahren sogar 5000 Personen. Der Aufruf «Tutti a Mariastein!» richtete sich jeweils auch an die italienischen Arbeiterinnen und Arbeiter aus den Nachbarkantonen Baselland, Solothurn und Bern.

Zur Jubiläumswallfahrt 2019 hatten die Pfarrei San Pio X und die MCI Allschwil-Leimental den sizilianischen Kardinal Francesco Montenegro, Erzbischof von Agrigento, nach Basel eingeladen. Nach Auskunft der Pfarrei San Pio X feierte der Kardinal am Sonntag, 15. September, die Messe in der Basilika von Mariastein mit rund 800 Anwesenden. Zuvor hatte Kardinal Montenegro, zu dessen Diözese die «Flüchtlingsinsel» Lampedusa gehört, an einem Vortrags- und Diskussionsabend am 13. September in der Pfarrei San Pio X ein entschiedenes Plädoyer dafür gehalten, entgegen der vorherrschenden Politik eine christliche Haltung zur Migrationsbewegung über das Mittelmeer einzunehmen.

Christian von Arx

Artikel zum Votivbild von 1919

Bericht zum Vortrag von Kardinal Montenegro

Die Wallfahrtsmesse in der Basilika von Mariastein wurde vom sizilianischen Kardinal Francesco Montenegro  geleitet. | © Parrocchia San Pio X
An der Jubiläumswallfahrt 2019 nahmen auch Italienerinnen und Italiener aus den andern Kantonen des Bistums Basel teil. | © Parrocchia San Pio X