In der Schweiz steht die Funktion der Gemeindeleitung auch Frauen offen. Carmen Stark leitet neu den Pastoralraum Thierstein. | © Paul Mark, Breitenbach
In der Schweiz steht die Funktion der Gemeindeleitung auch Frauen offen. Carmen Stark leitet neu den Pastoralraum Thierstein. | © Paul Mark, Breitenbach
30.08.2023 – Aktuell

Kritik, Good-Practice-Beispiele aus der Schweiz und auch etwas Lob

Der Schweizerische Katholische Frauenbund nimmt Stellung zum «Instrumentum Laboris»

Lob gibt es für die Sprache, Kritik daran, dass Themen wie Frauenordination und Pflichtzölibat gar nicht vorkommen. Zudem äussert der Frauenbund die Befürchtung, dass es beim Nachdenken und Zuhören bleiben wird, ohne dass konkrete Taten folgen werden.

Für den Schweizerischen Katholischen Frauenbund (SKF) ist es klar: «Ohne Taten werden die Kirche und der ganze synodale Weg unglaubwürdig.» Es bleibe zu hoffen, dass Gebet und Unterscheidung den Boden für gute Entscheidungen bereiten und die Kirche noch genug Zeit habe. Dies hält der SKF in einer ausführlichen Stellungnahme zum Instrumentum Laboris (IL), dem Arbeitspapier für die am 4. Oktober beginnende Weltsynode zur Synodalität, fest.

Ein positives Urteil gibt es für die Sprache des IL, welche auf hochtheologische Reflexionen verzichte, sondern versuche, konkret zu bleiben. Dass Aspekte klar benannt, aber nicht gewertet oder beurteilt würden, sei für ein vatikanisches Dokument eher ungewöhnlich. Beim SKF kommt gut an, dass die Probleme sehr klar genannt und nicht schon lehramtlich Resultate vorgegeben werden.

Doch bei aller Offenheit falle auf, dass gewisse Themen nicht vorkämen, heisst es in der Stellungnahme. Diese Äusserungen bezieht sich auf den allgemeinen Teil des IL, ausgeklammerte Themen respektive Fragen gibt es aber auch in den Arbeitsblättern. Die Fragen der Frauenweihe und des Pflichtzölibats würden sorgfältig vermieden, kritisiert der SKF. «Beides Themen, die, wenn nicht offen angesprochen, immer im Hinter-, oft auch im Vordergrund die Diskussionen prägen werden.» Der SKF bedauert, dass nicht die Chance ergriffen worden ist, sie so ergebnisoffen wie andere Themen in Frage zu stellen.

Ob es möglich ist, dass Laien Gemeinden leiten, ist für den SKF aus Schweizer Sicht keine Frage, sondern eine Selbstverständlichkeit. Das geschehe in der Schweiz schon seit langem, und die vielfältigen Erfahrungen könnten im Sinne von «good practices» genutzt werden. Zu den vom SKF aufgelisteten Good-Practice-Beispielen gehören neben der Gemeindeleitung durch Frauen und nicht geweihte Männer auch das duale System, die gemeinsame Ausbildung, das Bischofswahlsystem in den Diözesen Basel und St. Gallen und – last. but not least – starke Verbände wie der SKF selbst oder Jugendorganisationen.

In seiner Stellungnahme zum IL plädiert der SKF auch für eine Gewaltenteilung in der Kirche und eine Anpassung des Kirchenrechts. Um vielfältigem Missbrauch vorzubeugen, dürfe es keine inneren, abgeschotteten und unkontrollierten Räume mehr geben.

Regula Vogt-Kohler

 

Weitere Stimmen zum Arbeitsdokument findet man hier.