15.10.2020 – Leserreaktionen

«Ich glaube an die eine heilige Pastoralraumkirche des Bistums Basel …»

Zur Rolle der Priester in den Pastoralräumen

Das Pastoralraumkonzept in seiner aktuellen Form ist meiner Meinung nach eine Fehlentscheidung. Als Mitarbeitender ist im Bistum Basel nur noch willkommen, wer sich in das System «Pastoralraum» einfügt. Müsste nicht der Mensch mit seinen Begabungen und seiner je eigenen Berufung im Vordergrund stehen?

Gefragt ist der Priester in erster Linie als Funktionär, der flächendeckend das rituelle und sakramentale Leben aufrechterhalten soll. Das heisst, ich feiere Gottesdienste in verschiedenen Gemeinden, ohne die Menschen dieser Gemeinden und auch die Gemeinden selber näher zu kennen. Theologinnen und Theologen, die sich auf einzelne Gemeinden konzentrieren und mit den Menschen vor Ort Aufbauarbeit leisten können, haben ein Zuhause. Als Priester ist es mir bestimmt, überall und nirgends zu sein. Das ist sehr unbefriedigend.

Da es grundsätzlich zu wenige Priester gibt, existiert die «pastorale Strategie», die Gemeinden an priesterlose Gottesdienste zu gewöhnen. Ist es nicht absurd, wenn an Hochfesten bewusst keine Eucharistiefeiern stattfinden – obwohl ich dazu bereit wäre? Es gibt einige ältere Priester, die ihren Dienst anbieten möchten, aber im Pastoralraum nicht erwünscht sind! Konsequenterweise wäre bei uns das Credo abzuändern: «Ich glaube an die eine heilige Pastoralraumkirche des Bistums Basel …»

Ich finde es gut, wenn Theologinnen und Theologen, Katechetinnen oder Liturgiegruppen Gottesdienste leiten, und ich bin nicht gegen Laien als Gemeindeleiter/innen. Aber welches ist in diesem System die Rolle des Priesters? Da müsste die Bistumsleitung gründlich über die Bücher!

Andreas Gschwind, Priester im Pastoralraum Möhlinbach  

(Eine Predigt des Verfassers zu diesem Thema ist auf www.kirche-heute.ch nachzulesen bei der Kurznachricht «Sind Pastoralräume wichtiger als die Menschen?».)