10.07.2018 – Glossar

Was ist …

… ein Pharisäer?

Die «Pharisäer und Schriftgelehrten» kommen in den Evangelien nicht gut weg. Umgangssprachlich wird in christlichen Ländern ein Heuchler «Pharisäer» genannt. Dabei stehen viele Lehren Jesu im Einklang mit denen der Pharisäer. Diese studierten die Bibel gründlich und versuchten, im Alltag danach zu leben. Zum Kern ihrer Auffassungen gehörten soziale Gerechtigkeit, die Einheit aller Menschen und der Glaube an die Auferstehung der Toten. Sie überwanden die Ausrichtung des Judentums auf den Tempel und legten so den Grundstein für das rabbinische Judentum nach der Tempelzerstörung 70 n. Chr. Dass sie im Neuen Testament so negativ beschrieben werden, hat wohl mit der Wendung der christlichen Mission zu den Nichtjuden in der Mitte des ersten Jahrhunderts zu tun. Wie nah Jesus den Pharisäern stand, mag eine Begebenheit zeigen, die von Hillel dem Älteren überliefert wird. Als er aufgefordert wurde, das ganze jüdische Gesetz auf einem Bein stehend zu erklären, antwortete er: «Das, was dir missfällt, tue auch deinem Nächsten nicht an. Das ist das ganze Gesetz; der Rest ist Kommentar. Geh und studiere es.»