17.11.2022 – Editorial

Zahlen und Fakten

Mathematik war weder mein liebstes noch mein bestes Fach. Das Wissen, das ich in der Schulzeit erwerben und einsetzen musste, habe ich zu grossen Teilen auswendig gelernt, aber nicht wirklich verstanden. Vieles davon hatte ich schon vor der allerletzten Mathematikprüfung meines Lebens vergessen, aber das spielte damals zum Glück keine Rolle mehr.

Zu den mathematischen Büchern mit sieben Siegeln zählten für mich insbesondere Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung. Spätestens in der Pandemie zeigte sich, dass meine Annahme, ich würde mich nie mehr damit herumschlagen müssen, eine Illusion war. Um die Zahlen, die zeitweise fast schon stündlich auf den Bildschirmen erschienen, einordnen zu können, war es unumgänglich, mathematische Kenntnisse zu reaktivieren oder sich anzueignen.

Viel zu rechnen gab es auch zum Thema Kirchenaustritte. Beim Vergleich von Statistiken unterschiedlicher Herkunft stellte ich schnell fest, dass die dafür verwendeten Zahlen nicht vollständig übereinstimmen. Der Trend ist bei allen Ungenauigkeiten und Unklarheiten allerdings unübersehbar: Seit ein paar Jahren verlieren die Kirchen (wieder) mehr Mitglieder durch Austritt. Und weil die absoluten Zahlen steigen, während der Gesamtbestand laufend abnimmt, braucht es nicht mal eine Rechnung, um herauszufinden, dass auch der prozentuale Anteil jener, die aus der Kirche austreten, zunimmt.

Statistisch erfasst werden auch die Gründe für einen Austritt. Ob bei diesen repräsentativen Befragungen auch immer die wahren Motive genannt werden, ist eine offene Frage.

Regula Vogt-Kohler