03.11.2022 – Editorial

Warum Kirchensteuern?

Es ist unübersehbar: In letzter Zeit häufen sich Angriffe auf die Finanzen der Kirchen. Im Baselbieter Landrat ging es im Juni um die Kirchensteuer der juristischen Personen. Das gleiche Thema wird wohl bald den Solothurner Kantonsrat erreichen. Und natürlich nutzten Freidenker das Luzerner Nein zu einem Beitrag an die Schweizergarde in Rom sofort für ihren Kampf gegen Kirchensteuern.

Auftrieb erhalten diese Bestrebungen durch die wachsende Kirchenferne der Bevölkerung. Wo – wie in Basel-Stadt – der Anteil der Konfessionslosen auf mehr als die Hälfte steigt, steht die Verankerung der Kirchen im staatlichen Recht auf unsicherem Grund.

Wesentlich ist, wofür die Kirchen ihre Steuergelder einsetzen. Diese Mittel müssen der seelischen und materiellen Hilfeleistung zugutekommen, in erster Linie den Bedürftigen, auch unabhängig von einer Kirchenmitgliedschaft. Anders verfehlt eine christliche Kirche ihren Sinn.

Kirchen sind wohl die ältesten Hilfswerke. Und noch immer gehören 60 Prozent der Menschen in der Schweiz einer christlichen Kirche an. Keine private Institution ist so breit abgestützt. Landeskirchen und Kirchgemeinden informieren transparent über ihre Finanzen. Und sie sind demokratisch organisiert. Das ist die Abmachung mit dem Staat, an die das Recht zur Steuererhebung gebunden ist.

Mit ihren Argumenten dürfen sich die Kirchen offen der Debatte stellen. Immer mit der Gewissheit: Auch wenn die staatlichen Regeln sich ändern sollten, bleibt der Auftrag der Kirchen derselbe. Denn er geht auf Christus zurück.

Christian von Arx