06.10.2022 – Editorial

Viva Scalabrini!

Was sagt Ihnen der Name Giovanni Battista Scalabrini? Vielleicht ist Ihnen schon mal die Abkürzung CS nach den Namen von italienischen Missionaren aufgefallen – sie steht für die von Scalabrini gegründete Kongregation für die Auswandererseelsorge. Aber sonst?

Dabei müssten auch wir wissen: Was heute das katholische Leben in der Schweiz ausmacht, ist wesentlich vom Wirken Scalabrinis und der von ihm gegründeten Gemeinschaften mitgeprägt. Denn bei uns hat ein sehr grosser Teil der Katholikinnen und Katholiken Wurzeln in andern Ländern.

In seiner Zeit als Bischof von Piacenza, von 1876 bis 1905, haben 8 Millionen Italienerinnen und Italiener ihre Heimat verlassen und sind nach Europa oder Amerika ausgewandert. «Wo sind meine Gläubigen?», fragte der Bischof bei seinen Besuchen in den armen Bergdörfern im Apennin. Er fand sie wieder an den grossen Bahnhöfen, von denen sie in eine fremde Welt aufbrachen.

Die Migration wurde Scalabrinis Lebensthema. Dank ihm erkannte die katholische Kirche die Notwendigkeit der Emigrantenseelsorge, weltweit. In dieser Aufgabe übernehmen die Scalabrini-Missionare und -Missionarinnen bis heute eine grosse Rolle, auch in der Schweiz.

Die Bibel bestätigt uns, dass Migration zu unserer Bestimmung auf dieser Erde gehört. Scalabrini stellte sich der Realität seiner Zeit, er sah die Angst und die Not. Und er verstand: Es geht darum, dass Menschen wieder neue Beziehungen aufbauen und darin neue Heimat finden können.

Am 9. Oktober wird Scalabrini von Papst Franziskus heiliggesprochen. Viva Scalabrini!

Christian von Arx