09.06.2018 – Editorial

Verschiedene Welten

Es ist nichts Neues, was da aus Rom kommt, und doch schreckt es auf. Denn in den fünf Jahren seines Wirkens hat Papst Franziskus viele Zeichen gesetzt, die Katholikinnen und Katholiken aus dem Herzen sprechen. Sie fühlen sich wieder mehr in Übereinstimmung mit der obersten Leitung ihrer Kirche. Doch jetzt kommt der Präfekt der Glaubenskongregation, von Franziskus ins Amt eingesetzt, und wiederholt ein Machtwort von Papst Jo­hannes Paul II. aus dem Jahr 1994, das keinen Raum für Argumente lassen will: «Dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben.» Das ist wie ein Axthieb in eine Wunde. Denn für viele besteht gerade hier die schmerzlichste Differenz zu ihrer Kirche.

Nun hat jenes Nein des polnischen Papstes auch in 24 Jahren die Diskussion zur Frauen­ordination keineswegs zum Verstummen gebracht. Wenn der heutige oberste Glaubenshüter, Erzbischof Luis Ladaria, davon spricht, «dass in einigen Ländern Stimmen zu hören sind, die den endgültigen Charakter der genannten Lehre wieder in Zweifel ziehen», dann ist damit auch die Schweiz gemeint. Gerade im Bistum Basel leisten Frauen seit Jahrzehnten unentbehrliche Dienste in der Seelsorge. In den Abstimmungen vom 28. September 2014 haben 81,8 Prozent der katholischen Stimmenden in Basel-Stadt und 87,5 Prozent in Basel-Landschaft ihre Landeskirchen mit einer Verfassungsbestimmung beauftragt, sich für die «gleich­berechtigte Zulassung zum Priesteramt, unabhängig von Zivilstand und Geschlecht» einzusetzen. Am 1. Juli 2016 hat eine Delegation aus Basel dieses Anliegen bei der Glaubenskongregation in Rom vorgebracht.

Aber laut dem Präfekten der Kongregation ist der «endgültige» Ausschluss der Frauen vom Priesteramt Teil des Glaubensgutes der Kirche. Da treffen Welten aufeinander. Für viele Schweizer Katholikinnen und Katholiken gehört es nicht zu ihrem christlichen Glauben, dass nur Männer der Kirche als Priester dienen dürfen. Im Gegenteil, diese Auffassung empört sie. Daran können ein päpstliches Schreiben oder eine Stellungnahme der Glaubenskongregation nichts ändern. Hier und heute lassen sich Gläubige nicht mehr von Autoritäten vorschreiben, was sie zu glauben haben. Sie bilden ihren Glauben mit Herz und Verstand, zusammen mit Menschen ihres Vertrauens: Mit ihren Familien, ihren Freunden, vielleicht mit ihren Seelsorgerinnen und Seelsorgern. Dazu kann die Kirche doch nur sagen: Gott sei Dank!

Christian von Arx