10.03.2022 – Leserreaktionen

Verpasste Chancen

Zeichen von Exponenten der kirchlichen Hierarchie könnten die Herzen bewegen

 Je mehr unsere Kirche an Glaubwürdigkeit einbüsst, umso mehr verblassen ihre Botschaften. Wen das nicht gleichgültig lässt, sehnt sich nach vertrauensbildenden Reaktionen und Gesten, nicht zuletzt Zeichen und Verhalten auch von Exponenten der kirchlichen Hierarchie. Oft geht es um nur scheinbare Nebensächlichkeiten, die umgesetzt Morgenröte bewirken könnten. Mir fällt spontan das «buona sera» nach der letzten Papstwahl ein!

Zwei Ereignisse wollen folgend erwähnt sein:

Der gewiss verdienstvolle Papst Benedikt trat ermüdet zurück. Er verzichtet auf Amt und Würde eines Papstes, nicht aber auf das weisse Kleid. «Amtstracht» ohne Amt! Hätte es nicht wie ein Blitz positiv eingeschlagen, wenn er sich im schwarzen Talar von der Loggia aus zum einfachen Priester erklärt und sich wie versprochen ins Schweigen zurückgezogen hätte?

Der im Herbst 2021 verstorbene Francisco Gmür, emeritierter Pfarrer zu St. Josef in Basel, hatte es seinen kirchlichen Vorgesetzten nicht leicht gemacht. Dafür war er zu wenig kirchenlinienförmig. Aber in seelsorglicher Hinsicht hatte er nicht wenigen vieles voraus. Unter der Leitung eines Jesuiten fand das im Abschiedsgottesdienst den beredten Niederschlag. Auch «Kirche heute» berichtete einfühlsam über Francisco. Nur der bischöfliche Segen, der blieb aus. Ist der Verstorbene als Priester zu oft aus der Reihe getanzt? Wie hätte ein mit Witz gespicktes Dankeswort vom Bischof und ein beherztes Lebewohl in der vollen Josefskirche die Herzen bewegt!

Willy Bucheli-Frech, Basel