10.08.2023 – Editorial

Unsere Hände

«Gott hat keine anderen Hände als die unsrigen; das Haus – die Kirche aus Stein – müssen wir schon selber bauen.»

So schrieb der damalige Präsident der Kirchgemeinde Hofstetten-Flüh vor mehr als 20 Jahren im Vorwort zu einem Buch, das zum Abschluss einer grösseren Umgestaltung der Pfarrkirche im Dorf erschien. Der Satz gilt wohl genauso für seinen heutigen Nachfolger. Dieser stand am Tag seines Amtsantritts vor einer Kirche, die nicht mehr benützbar war, weil in der Nacht zuvor ein mutwillig verursachtes Feuer einen Millionenschaden angerichtet hatte.

«Gott hat keine anderen Hände als die unsrigen»: Das ist ein selbstbewusster, ein stolzer Gedanke. Denn er sagt nichts weniger als: Unsere Hände sind Gottes Hände. Wer darf so reden? Auf jeden Fall nur, wer in der Überzeugung handelt, Gottes Willen zu tun, und dabei mit seinem Gewissen im Reinen ist.

Gleichzeitig ist es ein demütiger Gedanke. Dahinter steht ein Glaube: Die Hände, die meisseln, schrauben und malen, die zeichnen, entwerfen und schreiben, das sind unsere Hände. Aber der, der unsere Hände bewegt, ist Gott. Es ist das Bild eines Zusammenwirkens von Mensch und Gott.

Der Satz aus dem Vorwort hat mir beim ersten Lesen ein Lächeln entlockt. Aber er lässt mich nicht los. Er kommt aus einer bodenständigen Vorstellung davon, was Aufgabe einer Kirchgemeinde ist. Und er gilt nicht nur für einen Kirchenbau. Er gilt im Kleinen in unserem Alltag, aber auch im Grossen, wenn es um den Frieden in unserer Zeit geht.

Christian von Arx