30.06.2022 – Editorial

Unser Glaube, mein Glaube

Auf die Frage nach dem ersten Gebot von allen antwortete Jesus: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit deinem ganzen Denken und mit deiner ganzen Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.» Ganz ähnlich wie Markus berichten es Matthäus und Lukas. Johannes überliefert ein anderes Jesuswort von grosser Klarheit: «Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.» Und der Apostel Paulus gab seiner Gemeinde in Korinth mit auf den Weg: «Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am grössten unter ihnen ist die Liebe.»

Gottesliebe und Nächstenliebe also machen uns zu Christen. Warum beten wir dann ein Glaubensbekenntnis, in dem die Liebe nicht vorkommt, mit keiner Zeile, mit keinem Wort?

Ich gebe zu, das «Apostolische Glaubensbekenntnis» ist nicht das, was meinem Leben Orientierung gibt. Es bleibt mir fremd. Mir kommt es vor, als sei es ausschliesslich von Männern formuliert worden. Von Männern, denen es um eine Definition von Glaubensinhalten ging. Da frage ich: Hatten sie nicht wenigstens eine Frau dabei, die begeistert war vom Beispiel, das Jesus gegeben hatte? Die sich vornahm, ihm nachzueifern? Nicht im Reden, sondern im Tun?

Es lohnt sich, wenn wir uns in verschiedenen Lebensaltern vergewissern, was wir wirklich glauben. Nicht zuletzt im Austausch mit andern. Vielleicht lassen Sie sich vom «Impuls» in dieser Ausgabe von «Kirche heute» inspirieren.

Christian von Arx