Zuhören und nachdenken: Auch in Allschwil trafen sich Gruppen, um sich im Gespräch über die Zukunft der Kirche auszutauschen. | © Regula Vogt-Kohler
Zuhören und nachdenken: Auch in Allschwil trafen sich Gruppen, um sich im Gespräch über die Zukunft der Kirche auszutauschen. | © Regula Vogt-Kohler
02.12.2021 – Aktuell

Reden, zuhören, verstehen

Synodaler Prozess: Gegenseitiges Ernstnehmen fördert den Dialog

Weltweit haben sich Menschen im Gespräch miteinander auf den Weg zur Erneuerung der Kirche gemacht. Einander zuhören ist dabei ebenso wichtig wie reden. «Kirche heute» war bei einer Gesprächsrunde in Allschwil dabei.

Mit Gesprächen an der Basis hat ein einzigartiger Prozess begonnen. Der Dialog vor Ort ist die Grundlage für die Bischofssynode, die im Oktober 2023 in Rom stattfinden soll. In den Bistümern Basel, Chur und St. Gallen findet dieser als Umfrage in Form von Gruppengesprächen statt. Das Prozedere ist so ungewöhnlich, dass es für Erstaunen sorgt. «Sind es in der ganzen Schweiz die gleichen Fragen?», erkundigt sich ein 76-jähriger Mann in einem Gruppengespräch in Allschwil. Die zehn Themenfelder habe der Papst vorgegeben, und diese hätten Geltung für die ganze Welt, erläutert Thomas Kyburz-Boutellier, Fachverantwortlicher Bildung und Spiritualität im Pastoralen Zentrum der Römisch-katholischen Kirche im Kanton Basel-Landschaft, der den Abend als Moderator begleitet.

Frauen teilweise ausgeschlossen

Beide Gruppen, die sich im Pfarreisaal St. Peter und Paul gebildet haben, starten mit dem Themenfeld 1, den Weggefährten. Und schnell zeigt sich, dass es bereits die allererste Frage in sich hat: «Wenn wir von ‹unserer Kirche› sprechen, wer gehört aus Ihrer Sicht zu unserer Kirche, welche
Menschen, welche Gruppen?» Allein darüber könnte man stundenlang reden, diskutieren, philosophieren, und selbst die vorgeschlagenen Antworten machen es nicht einfacher.

Schon wesentlich einfacher, weil deutlich konkreter ist Frage 2: «Welche Menschen werden tatsächlich aussen vorgelassen, absichtlich oder ungewollt?» Hier wäre man auch ohne die vorformulierten Antworten schnell zu einem Ergebnis gekommen. In beiden Runden besteht Einigkeit darüber, dass Frauen teilweise ausgeschlossen sind.

Faktor Sprache

Als Faktor, der ein Grund dafür sein kann, dass sich manche ausgeschlossen fühlen, nennen die Antwortvorschläge auch die Sprache. Selbst die Verwendung der Muttersprache ist noch keine Garantie dafür, dass man (einander) auch versteht. Eine knapp 60-jährige Frau in der Runde, in der die Pfarrblattredaktorin sitzen bleibt, bestätigt dies. Bei manchen Anlässen sei die Sprache zu abgehoben, zu kompliziert, zu akademisch. Das haben alle in der Runde schon so erlebt.

Ist das in einem Gottesdienst nicht so gravierend, weil man sich auch auf andere Elemente konzentrieren kann, so ist es frustrierend, ja sogar demütigend, wenn es im Rahmen eines Austausches, eines Gesprächs passiert. Oder wenn man bei Vorträgen nichts versteht, weil der Vortragende zu viel Vorwissen voraussetzt und schneller spricht, als man denken kann.

Ein offenes Ohr

Relativ zügig kommt die Runde bei der dritten Frage vorwärts. Hier geht es um die Gruppierungen, welche das Pfarreileben aktiv mitgestalten. Bei der Auflistung kommt die zentrale Bedeutung der Freiwilligen deutlich zum Ausdruck. Und der Mann, der in seiner Kindheit Ministrant war, erfährt, dass die Minis heutzutage viel stärker ins Pfarreileben eingebunden sind als zu seiner Zeit.

Weil die Zeit schon fortgeschritten ist, schafft die Runde nur noch ein Themenfeld. Wegen teilweise schwieriger Erfahrungen, welche eine Teilnehmerin bei Diskussionen über die Bibel gemacht hat, haben wir uns für Themenfeld 10 entschieden: «Was brauchen Menschen, damit gegenseitiges Zuhören, ein Dialog und ein gemeinsamer Weg möglich werden? Welche Hilfsmittel oder Hilfestellungen fördern aus Ihrer Sicht den Dialog und das gemeinsame Gehen?» Klar ist für alle, dass es ein offenes Ohr braucht. Der Dialog soll von gegenseitigem Respekt und gegenseitigem Ernstnehmen geprägt sein. Zentral ist auch, dass die Basis in Entscheidungsprozesse einbezogen wird und nicht einfach eine Führungsschicht das Sagen hat.

Reicht denn ein gemeinsamer Glaube an Gott nicht, wie es eine Antwort vorschlägt. Das müsste doch genügen, sagt der Älteste in der Runde. Schön wäre es, aber es gehe darum, die mit diesem Glauben verbundenen Werte auch im praktischen Leben umzusetzen.

Mit dem Bruder-Klaus-Gebet beschliessen die Gesprächsgruppen den Abend.

Regula Vogt-Kohler