28.02.2019 – Aktuell

Sind Laien Schafe oder Protagonisten?

Entwicklungen der jüngsten Zeit in der Kirche der Schweiz und der Region Basel verleihen einem vor wenigen Jahren auf Deutsch erschienenen Werk des Theologen und Buchautors Renold Blank (* 1941) besondere Aktualität. Blank, emeritierter Professor an der päpstlichen Universität in São Paulo, ist seit Jahrzehnten mit der römisch-katholischen Kirche der Schweiz bestens vertraut. Unter dem herausfordernden Titel «Schafe oder Protagonisten» setzt er sich auf der Basis der Beschlüsse und Empfehlungen des II. Vatikanischen Konzils mit der wiederzugewinnenden Autonomie der während Jahrhunderten zu Laien degradierten Gläubigen und ihrer Gleichstellung mit den Klerikern auseinander.

Renold Blank geht der Frage nach, wie schwer sich die römisch-katholische Kirche damit tut, ihre Herrschaftsstrukturen hin zu einer geschwisterlichen Kirche zu verändern. Es scheint geradezu, als hätte er das Bistum Basel, speziell die vom früheren Diözesanbischof und heutigen Kurienkardinal Kurt Koch betriebene Pastoral- und Pastoralraum­entwicklung im Fokus, mit einer Seelsorge, für die alle Gläubigen, kirchlich geweihte und nichtgeweihte, gleichwertig zusammenarbeiten können sollten.

Der Autor betont das durchaus vorhandene Interesse des urbanen Menschen an Religiosität und Spiritualität und spricht davon, dass das Weiheprinzip endlich durch ein Charismaprinzip ersetzt werden muss: «In der Seelsorge soll jeder Christ nach seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten, nach seinen Charismen» nicht nur mitreden, sondern mitwirken können.

So verwundern Blanks Hauptforderungen nicht, nach denen die Gläubigen in der Kirche nach Jahrhunderten der Ausgrenzung «das Bewusstsein ihrer Berufung wiedergewinnen müssen». Die Laien müssen mitverantwortliche Handlungsträger der notwen­digen Veränderungen innerhalb und ausserhalb der Kirche werden. «In der Kirche bewusst oder unbewusst vorhandene (Vor-)Herrschaftsstrukturen müssen ersetzt werden durch Strukturen der Communio und Teilnahme aller», um nicht nur dazu zu gehören, sondern auch wirklich mit dabei zu sein.

Walter J. Ziegler