Die Gesprächsrunde im Kloster Namen Jesu in Solothurn (von links, im Uhrzeigersinn): Jacqueline Keune, Elke Kreiselmeyer, Generalvikar Markus Thürig, Monika Hungerbühler, Bischof Felix Gmür, Nico Derksen, Angela Büchel Sladkovic. | © Hansruedi Huber
Die Gesprächsrunde im Kloster Namen Jesu in Solothurn (von links, im Uhrzeigersinn): Jacqueline Keune, Elke Kreiselmeyer, Generalvikar Markus Thürig, Monika Hungerbühler, Bischof Felix Gmür, Nico Derksen, Angela Büchel Sladkovic. | © Hansruedi Huber
25.06.2019 – Aktuell

Schritte auf dem Weg zur Gleichwertigkeit in der Kirche

Bischof von Basel trifft Kritiker/innen, erweitert Taufvollmacht und ändert Berufsbezeichnungen

Der Bischof von Basel hat eine Gruppe Theologinnen und Theologen zum Gespräch über die Gleichwertigkeit der Geschlechter in der Kirche getroffen. Zwei Tage später gab sein Generalvikar Neuerungen bekannt: Bisherige Beschränkungen der Vollmacht zum Taufen werden gelockert, diskriminierende Berufsbezeichnungen abgeschafft.

Die Gesprächsrunde fand am 19. Juni im Frauenkloster Namen Jesu in Solothurn statt. Anlass zur Einladung des Bischofs war die nach dem Kirchenaustritt von sechs Frauen veröffentlichte Stellungnahme «Eine Kirche umfassender Gleichwertigkeit» vom 2. Dezember 2018, die von 340 kirchlich Tätigen unterzeichnet wurde. Als Grundlage des Gesprächs hatten die sieben eingeladenen Theologinnen und Theologen 20 Forderungen unter dem Titel «Wir haben es satt!» formuliert: «Wir haben es satt, dass die gleichen Anliegen seit Jahrzehnten auf der kirchlichen Traktandenliste stehen und mit den Reformabsichten nicht wirklich ernst gemacht wird!», heisst es in dem Papier. An der Gesprächsrunde vom 19. Juni in Solothurn waren acht Personen anwesend: Die Verfasserinnen Monika Hungerbühler (Basel) und Jacqueline Keune (Luzern) sowie die Mitunterzeichnenden Angela Büchel Sladkovic (Bern), Nico Derksen (Kaiserstuhl/Wislikofen) und Elke Kreiselmeyer (Therwil/Biel-Benken); von der Bistumsleitung Bischof Felix Gmür, Generalvikar Markus Thürig und Bistumssprecher Hansruedi Huber.

Laut der Medienmitteilung des Bistums waren sich alle einig, «dass strukturelle Veränderungen notwendig sind». Als Stichworte werden etwa Frauenordination, Pflichtzölibat oder Viri probati (Zulassung verheirateter Männer zur Priesterweihe) genannt. Der Bischof verwies auf die Schweizerische Bischofskonferenz, die Anfang Juni dazu eine Arbeitsgruppe angekündigt hat. Weiter hätten alle Seiten betont, dass «auch das Verwirklichen einer bestimmten Kultur zu einem Mehr an Gleichwertigkeit der Geschlechter beitragen kann». So will die Bistumsleitung diese Frage in der Aus- und Weiterbildung thematisieren.

Monika Hungerbühler, Co-Leiterin Offene Kirche Elisabethen, anerkannte auf Anfrage gegenüber «Kirche heute», Bischof und Generalvikar seien sehr aufmerksam gewesen und hätten sich wirklich bemüht, die ihnen vorgetragenen Erfahrungen der Frustration und Fassungslosigkeit von Betroffenen über ihre Ungleichwertigkeit im kirchlichen Dienst zu verstehen. Trotzdem habe sie den Eindruck, dass sich ein mächtiger Mann nicht wirklich mit einer ohnmächtigen Frau identifizieren könne. Elke Kreiselmeyer, Leiterin des Pastoralraums Leimental, betonte ihre Wertschätzung für den Bischof und seine Bereitschaft zur Diskussion auf Augenhöhe. Sie glaube ihm, dass er im Herzen von der Gleichberechtigung überzeugt sei und sich bis an die Grenzen des ihm Möglichen dafür einsetze. Doch bleibe es verletzend, wenn der Bischof seine Rolle als «Hüter der liturgischen Ordnung» gegen das gleichberechtigte Mitwirken von Seelsorgerinnen anführe. Zwischen den Menschen und dem Denken der Kirche bestehe in dieser Frage ein tiefer Graben.

Zwei Tage nach dem Gespräch gab Generalvikar Thürig zwei bedeutsame Neuregelungen bei der Berechtigung zum Taufen und bei den Berufsbezeichnungen bekannt. Die Neuregelung der Taufspendung hatte der Bischof bereits am 18. April beschlossen, sie war aber noch nicht öffentlich bekannt.

Christian von Arx