Die im Römerbrief erwähnte Apostelin Junia, Erkennungszeichen der Junia-Initiative. | zVg
Die im Römerbrief erwähnte Apostelin Junia, Erkennungszeichen der Junia-Initiative. | zVg
06.05.2021 – Aktuell

Ordination statt Weihe für Frauen

Die Junia-Initiative sieht sich auf einem ergebnisoffenen Weg

An welchem Punkt steht die vor anderthalb Jahren gestartete Junia-Initiative? Auf der Tagesordnung sind die Vernetzung der zum sakramentalen Dienst bereiten Frauen, die Arbeit am Konzept und die organisatorische Professionalisierung.

15 Frauen, davon 14 aus der Schweiz und acht aus dem Bistum Basel, erklären sich auf der Website juniainitiative.com bereit zu einer Ordination zum sakramentalen Dienst in der Kirche. Jede von ihnen wird auch von einer Anzahl Personen für diese Aufgabe empfohlen und unterstützt. 15 Frauen: Das ist nicht wenig, wenn man weiss, dass im Bistum Basel in den letzten Jahren meist nur ein oder zwei Priester pro Jahr geweiht wurden.

Die Junia-Initiative, im Oktober 2019 erstmals an die Öffentlichkeit getreten, sucht die Unterstützung der Schweizer Bischöfe für eine neue Form der Beauftragung zur Feier der Sakramente, die auch Frauen offenstehen soll. Ursprünglich wollte sie schon am Junia-Tag vom 17. Mai 2020 den Diözesen eine Liste mit den Namen der zur Ordination bereiten Frauen übergeben. Doch so rasch ging es nicht, auch am diesjährigen 17. Mai wird noch keine Übergabe stattfinden. Warum nicht?

Verbundenheit als «Schutzraum»

«Die Corona-Pandemie hat seit mehr als einem Jahr physische Treffen verhindert», sagt auf Anfrage die Zürcher Theologin und Spitalseelsorgerin Veronika Jehle von der Kerngruppe der Junia-Initiative. Die Frauen, die in unterschiedlichen Bereichen und Regionen tätig sind, hätten sich zum Teil noch gar nicht persönlich kennengelernt. «Sich verbunden zu wissen, ist aber wichtig. Denn es wird kein einfacher Weg, wir können nicht davon ausgehen, mit offenen Armen empfangen zu werden.»

Die Junia-Initiative gebe sich die nötige Zeit, um einen «Schutzraum» der gegenseitigen Verbundenheit zu schaffen. Genau dazu soll auch der «Junia-Quellen-Tag» dienen, der jetzt für den 17. Mai im Kloster Fahr geplant ist oder alternativ digital stattfinden wird.

Gleichberechtigung, aber keine Weihe

Dazu kommt, dass es Zeit brauche, gründlich am theologischen Konzept zu arbeiten und die Zeichen der Zeit sorgfältig zu lesen. Es gehe darum, das kirchliche Amtsverständnis neu zu denken, erklärt Veronika Jehle: «Der Kern unseres Anliegens ist, dass Gemeinden mit ihren bewährten Seelsorgerinnen Sakramente feiern können.» Dazu sei es auch nötig, die Sichtweisen der beteiligten Frauen miteinander ins Gespräch zu bringen und eine gemeinsame Vision zu entwickeln.

Für die meisten von ihnen gehe es nicht darum, die heutige Priesterweihe für die Frauen zu öffnen: «Die damit verbundene Überhöhung wollen wir nicht, und die Gefahr der Klerikalisierung, die auch der Papst kritisiert, muss vermieden werden.» Auch soll die zölibatäre Lebensweise nicht Voraussetzung sein. Aus diesen Gründen sprechen die Initiantinnen nicht von der Weihe, sondern verwenden den Begriff der Ordination.

«Wir wollen Gleichberechtigung», stellt Veronika Jehle klar. Die Junia-Initiative will erreichen, dass Frauen ihre Berufung zum sakramentalen Dienst in der Kirche ganz leben können. Ob von Anfang an eine umfassende Ordination vorgeschlagen werden soll, oder ob als erster Schritt eine Beauftragung für einzelne Sakramente anzustreben sei, sei in Diskussion.

«Wir sind auf dem Weg»

Für die angestrebte Übergabe der Namenslisten an die Bischöfe kann die Kerngruppe laut Jehle noch keinen Zeithorizont nennen. Aber: Mit dem Katholischen Frauenbund hat die Bischofskonferenz die Durchführung einer Fachtagung zur sakramentalen Dimension der Kirche und zu den kirchlichen und pastoralen Diensten vereinbart. An dieser Tagung werde eine Vertretung die geleisteten Vorarbeiten einbringen. Ausserdem sei die Junia-Initiative heute zumindest im deutschsprachigen Raum gut vernetzt. Für die bisher ehrenamtlich arbeitende Kerngruppe stelle sich die Frage einer organisatorischen Professionalisierung. Veronika Jehle: «Wir sind auf dem Weg. Es ist ein ergebnisoffener Weg, so wie auch der Synodale Weg in Deutschland.»

Christian von Arx

Die Teilnahme am Junia-Quellen-Tag vom 17. Mai ist für interessierte Frauen und Männer möglich. Information auf juniainitiative.com, Anmeldungen an info@juniainitiative.ch.