Bischofsvikar Georges Schwickerath (Mitte), die Pfarrer Killian Maduka und Ignacy Bokwa, Präsidenten und Präsidentinnen der Seelsorgeverbände und Kirchgemeinden, Sakristanin und Ministrantinnen nach der Errichtung des Pastoralraums Schwarzbubenland Ost. | © Christian von Arx
Bischofsvikar Georges Schwickerath (Mitte), die Pfarrer Killian Maduka und Ignacy Bokwa, Präsidenten und Präsidentinnen der Seelsorgeverbände und Kirchgemeinden, Sakristanin und Ministrantinnen nach der Errichtung des Pastoralraums Schwarzbubenland Ost. | © Christian von Arx
27.11.2022 – Aktuell

Noch keine Liebesheirat, aber schon mal eine Verlobung

Zwei Seelsorgeräume in Dorneck und Thierstein bilden den Pastoralraum Schwarzbubenland Ost

Die Seelsorgeverbände Himmelried-Meltingen-Oberkirch und Büren-St. Pantaleon-Nuglar-Seewen bilden seit dem 27. November den Pastoralraum Schwarzbubenland Ost. Dieser ist aber erst «administrativ errichtet» – für die Gläubigen ändert sich im Moment noch nichts.

Der neue Pastoralraum umfasst sechs Pfarreien mit etwas mehr als 3000 Katholikinnen und Katholiken. Bis jetzt sind sie in zwei Seelsorgeverbänden (SSV) organisiert, die je einen eigenen Pfarrer haben: Ignacy Bokwa in Oberkirch und Killian Maduka in Büren. Die neue pastorale Einheit führt die katholischen Gläubigen von sieben solothurnischen und einer basellandschaftlichen Gemeinde zusammen. Denn zur Pfarrei Oberkirch – sie besteht aus Nunningen und Zullwil – gehören auch die rund 100 Kirchenmitglieder von Bretzwil BL.

Am 1. Adventssonntag verlas Bischofsvikar Georges Schwickerath von der Bistumsregion St. Verena (Bern-Jura-Solothurn) im Rahmen einer gemeinsamen Eucharistiefeier in der Kirche Oberkirch die Errichtungsurkunde und setzte Ignacy Bokwa als Pastoralraumpfarrer ein. Die beiden Pfarrer unterzeichneten auf dem Altar das Dokument, als Zeuginnen unterschrieben Sakristanin Gertrud Vögtlin-Jeger und Oberministrantin Anna Essig.

«Heute wird etwas zusammengefügt. Alle gewinnen etwas, niemandem wird etwas weggenommen», sagte Bischofsvikar Schwickerath in seiner Predigt. Die Christen sollten zusammenhalten, über Grenzen, Hügel und Mentalitäten hinweg. Mit Bezug auf die grosse Vision des Propheten Jesaja in der Tageslesung (Jes 2,1–5: «Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden …») meinte Schwickerath: «Wir brauchen Träume und Visionen von der Zukunft der Kirche.» Das Optimum könne wohl nicht erreicht werden, aber es gelte, in kleinen Schritten voranzugehen.

Pastoralraumkonzept steht noch nicht

Es war eine sogenannte administrative Errichtung. «Das ist eine erleichterte Errichtung», erklärt der Bischofsvikar gegenüber «Kirche heute». «Dabei müssen noch nicht alle Unterlagen vorliegen, die es für einen Pastoralraum braucht.» Vorhanden seien das Personal und das Organigramm. Das Pastoralraumkonzept hingegen, das die Schwerpunkte der pastoralen Arbeit im Schwarzbubenland Ost festlegen wird, ist noch nicht vollständig.

Darum war es nicht wie üblich Bischof Felix Gmür, der den Pastoralraum errichtet hat. Georges Schwickerath versichert: «Es wird sicher eine Gelegenheit geben, dass der Bischof zu Besuch kommen. Aber das ist noch Zukunftsmusik.» Er gibt dem Team etwa zwei bis vier Jahre Zeit, um das Konzept fertigzustellen. Vorerst wird sich für die Gläubigen nichts ändern. Die beiden Seelsorgeverbände bestehen weiter wie bisher.

Klar ist: Das Bistum Basel möchte den schon 2006 gestarteten Prozess zur Bildung von Pastoralräumen endlich abschliessen. Rund 100 dieser Einheiten sind seit 2011 errichtet worden, vor der Gründung von Schwarzbubenland Ost standen auf der Bistumskarte noch sieben pastoralraumfreie Gebiete. Für die Pfarreien Himmelried, Meltingen, Oberkirch, Büren, St. Pantaleon-Nuglar und Seewen mit ihren zwei Seelsorgeverbänden war schon seit Jahren unter dem provisorischen Namen «SO 6» ein Pastoralraum geplant, doch nichts geschah. Wo harzte es?

Schwierige Geografie

«Es liegt an der Geografie», meint Bischofsvikar Schwickerath, «die beiden SSV haben keine natürlichen Berührungspunkte.» Die acht Dörfer liegen alle «auf dem Berg», aber die einen schauen eher nach Liestal, die anderen nach Breitenbach. Bis jetzt gebe es noch keine Zusammenarbeit, weder bei den pastoralen Teams noch bei den staatskirchenrechtlichen Behörden. Darum gab es auch kein natürliches Zusammenwachsen.

Welche Vorteile bringt denn der Pastoralraum? Die beiden Priester könnten sich gegenseitig aushelfen, und die Seelsorgeverbände könnten zum Beispiel gemeinsam ein Konzept für die Firmvorbereitung erarbeiten. Die beiden Pfarrer machten mit und seien motiviert, sagt der Bischofsvikar und ergänzt: «Sie werden noch Überzeugungsarbeit leisten müssen.»

«Es ist schwierig», bestätigt Urs Halter (Seewen), der Präsident des SSV Büren-St. Pantaleon-Nuglar-Seewen auf Anfrage von «Kirche heute». Von St. Pantaleon bis Meltingen brauche man gegen drei Viertelstunden – einen so weiten Weg würden die Kirchgänger nicht machen. Auch seien finanzielle Fragen noch nicht geregelt. Aber: «Wir machen das Beste daraus. Man wird es wohl so weiterlaufen lassen wie bis jetzt», glaubt Halter.

Ähnlich äussert sich Luzia Zumkeller-Jeger (Meltingen), die Präsidentin des SSV Himmelried-Meltingen-Oberkirch: «Wir sind eher nach Breitenbach orientiert und nicht nach Seewen.» Aber der Bischof habe den Pastoralraum so gewollt, jetzt werde man schauen, in welche Richtung es gehe.

«Uns geschehe nach deinem Wort …»

Ein Anfang ist mit der Feier vom 27. November gemacht. Dort wirkten neben den beiden Pfarrern auch die Kirchenchöre von Seewen, Meltingen und Oberkirch zusammen. Die Präsidenten der beiden Seelsorgeverbände zeigten sich zur Zusammenarbeit bereit. Urs Halter erklärte trocken: «Ich erwarte wenig vom Pastoralraum, so werden wir nicht enttäuscht und können mehr erreichen.» Seine Amtskollegin Luzia Zumkeller-Jeger fühlte sich an die Verkündigung Marias erinnert, mit dem Bischofsvikar in der Rolle des Erzengels Gabriel: «Uns geschehe nach deinem Wort.» Es gelte, auf den Heiligen Geist zu vertrauen und den Pastoralraum als Chance für die Zukunft zu verstehen und zu leben. Und die Chemie zwischen den beiden Priestern stimme.

In der Kirche und danach beim Apéro konnten sich die Kirchgänger aus dem «Gebirg» – der ehemaligen Vogtei Gilgenberg – und vom Dorneckberg begegnen. Aus Begegnung kann Beziehung werden. Und manchmal folgt auf eine Verlobung aus Vernunft auch eine Liebesheirat.

Christian von Arx

 

Die Pfarrkirche Oberkirch zwischen Nunningen und Zullwil im Morgenlicht des 1. Adventssonntags, an dem der Pastoralraum Schwarzbubenland Ost administrativ errichtet wurde. | © Christian von Arx
Unter den Augen von Bischofsvikar Georges Schwickerath (rechts) unterzeichneten Pfarrer Killian Maduka (links) und Pastoralraumpfarrer Ignacy Bokwa die Errichtungsurkunde, Sakristanin Gertrud Vögtlin-Jeger (am Altar) und Oberministrantin Anna Essig unterschrieben als Zeuginnen. | © Christian von Arx
«Die Chemie stimmt»: Bischofsvikar Georges Schwickerath (Mitte) mit Pfarrer Killian Maduka (links) und Pastoralraumpfarrer Ignacy Bokwa. | © Christian von Arx
Die Karte zeigt den Pastoralraum Schwarzbubenland Ost mit den zwei Seelsorgeverbänden in unterschiedlicher Rottönung. | © Kirche heute/Daten swisstopo