Der neue Schweizergardist Pio Frey aus Gelterkinden während der heiligen Messe mit Kardinal Koch am frühen Morgen des 6. Mai 2023 in der Petersbasilika. | © Jessica Krämer
Der neue Schweizergardist Pio Frey aus Gelterkinden während der heiligen Messe mit Kardinal Koch am frühen Morgen des 6. Mai 2023 in der Petersbasilika. | © Jessica Krämer
09.05.2023 – Aktuell

Ein Gelterkinder in der Schweizergarde

Unter den 23 neuen Schweizergardisten ist mit Pio Frey auch ein Baselbieter

In einer feierlichen Zeremonie wurden am Samstag, 6. Mai, 23 neue Schweizergardisten im Vatikan vereidigt. Unter ihnen auch Pio Guido Maria Frey aus Gelterkinden, Bürger von Bubendorf. Gardekaplan Kolumban Reichlin lobte bei seiner Ansprache den Mut der jungen Männer, ihrer Intuition zu folgen.

Ein lichtblauer Himmel war über den Cortile San Damaso gespannt. In der Mitte des Innenhofs gab die Musikgesellschaft Hellikon ein Platzkonzert und sorgte mit Evergreens für sommerlich-leichte Atmosphäre. Gut gelaunt und erwartungsfroh, die Handykamera griffbereit, nahmen die Familien der Gardisten und die Ehrengäste ihre Plätze ein. Nach einem erfüllten Tag im Vatikan ging das Geschehen der Vereidigung seinem Höhepunkt entgegen.

Dann wurde es ernst: Der Sprecher rekapitulierte die Geschehnisse vom 6. Mai 1527, dem Tag des «Sacco di Roma». Auf Italienisch, Französisch und Deutsch schilderte er, wie die Gardisten Papst Clemens VII. unter Einsatz ihres Lebens gegen die Plünderer von Rom verteidigten. Von 189 Schweizergardisten überlebten nur 42 den Angriff.

«Selbst mein Leben hinzugeben»

Auf einem Balkon an der Westfassade schmetterten drei Gardisten eine Fanfare in den Hof hinaus. Das Publikum erhob sich von den Stühlen. Angeführt von den Tambouren, setzte sich der Zug der Gardisten in Bewegung. Durch einen Gang erreichten sie den Innenhof. Hinter der Fahne des Korps schritt das Gardespiel, dirigiert von Wachtmeister François Fournier.

Entlang der Westfassade reihten die Gardisten sich auf. Gardekaplan, Kommandant und kommandierender Offizier inspizierten das Pikett: 23 junge Schweizer, gekleidet in «Gran Gala» mit Brust- und Schulterpanzer und Helm mit rotem Federbusch, bereit, auf die Gardefahne zu schwören. «Ich schwöre, treu, redlich und ehrenhaft zu dienen dem regierenden Papst und seinen rechtmässigen Nachfolgern und mich mit ganzer Kraft für sie einzusetzen, bereit, wenn es erheischt sein sollte, für ihren Schutz selbst mein Leben hinzugeben», lautet der Anfang der Eidesformel, die der Gardekaplan vorlas.

Teil eines grösseren Ganzen

Oberst Christoph Graf ging in seiner Ansprache auf die Bedeutung der Uniform ein: «In der Uniform sehen alle Gardisten gleich aus. Doch in jeder steckt eine eigene Persönlichkeit, mit eigenen Ideen und Wünschen.» Die Uniform übernehme eine wichtige kommunikative Aufgabe, denn sie signalisiere die Zugehörigkeit zum Korps. Sie vermittle Schutz, Kompetenz, Respekt und Autorität. Das Tragen der Uniform verlange jedoch von jedem Einzelnen die Identifikation mit den Werten Loyalität, Treue und Zuverlässigkeit. «Zum andern muss uns bewusst sein, dass uns als Visitenkarte des Vatikans und Aushängeschild der Schweiz eine wichtige Aufgabe übertragen ist», betonte Oberst Christoph Graf. «Liebe Garde: Seid authentisch, tragt die Uniform als Ausdruck eures Dienstes, mit dem Bewusstsein, Teil eines grösseren Ganzen zu sein.»

Viele der Gardisten, die vereidigt wurden, sind zum ersten Mal für längere Zeit weg von zu Hause. Den Eltern gebühre Dank, dass sie die Entscheidung ihrer Söhne mittrügen, betonte der Kommandant. Er schloss mit den Worten: «Eure Bereitschaft, diesen Dienst anzutreten, verdient meinen und unseren grössten Respekt. Wir danken euch von Herzen für eure Entscheidung.»

Den Glauben gibt es nicht per Download

Der Lebensentwurf der Gardisten sei kein oberflächlicher, lobte Gardekaplan Kolumban Reichlin. Gesunden Fischen gleich hätten sich die jungen Menschen entschieden, Vergnügungskultur und übertriebene Selbstbeschäftigung hinter sich zu lassen und gegen den Strom von Ignoranz und Gleichgültigkeit gegenüber Kirche und Glauben zu schwimmen.

Der Gardeseelsorger hob den Mut hervor, den es braucht, dieser Intuition zu folgen: «Bewahren Sie sich über die Gardezeit hinaus diesen Mut und diese Entschlossenheit, mit Kopf und Herz Ihrer Vision vom Leben zu folgen und den Weg zu wählen, der Ihrer persönlichen Berufung entspricht», sagte er zu den Gardisten. Die Zeit in Rom sei eine Chance, den Glauben besser kennen zu lernen, sagte er, und mahnte: «Den Glauben kann man nicht aus dem Internet downloaden.»

So trat ein Rekrut nach dem andern vor den Kommandanten, salutierte, ergriff die Fahne und rief mit zum Schwur gestreckten Fingern: «Ich schwöre, alles das, was mir soeben vorgelesen wurde, gewissenhaft und treu zu halten, so wahr mir Gott und unsere Heiligen Patrone helfen.» «Ab!», befahl der Kommandant. Dann traten die frisch Vereidigten zurück an ihren Platz in der Reihe. Als Teil eines grösseren Ganzen.

Marie-Christine Andres Schürch

 

Marie-Christine Andres Schürch und Eva Meienberg berichteten für die Redaktion des Aargauer Pfarrblatts «Horizonte» von der Vereidigung vom 6. Mai 2023. Ihre Berichte erschienen zuerst auf www.horizonte-aargau.ch.

Der Baselbieter Gardist Pio Guido Maria Frey bei der hl. Kommunion in der Vesper vom Vorabend der Vereidigung, 5. Mai, in der Kirche Santa Maria della Pietà im Campo Santo Teutonico. | © Jessica Krämer
Einzug der Päpstlichen Schweizergarde in den Damasushof des Apostolischen Palastes im Vatikan, wo jedes Jahr am 6. Mai die Vereidigung stattfindet. | © Jessica Krämer
Hier schwört der neue Gardist Yannis Mäder aus Wohlen AG, den Papst zu beschützen, wenn nötig unter Einsatz seines Lebens. | © Jessica Krämer