Leben heisst immer wieder auch: Neustart. Beruflich, im Umgang mit mir selbst, in Beziehungen zu anderen oder meiner Beziehung zu Gott. | © zVg
Leben heisst immer wieder auch: Neustart. Beruflich, im Umgang mit mir selbst, in Beziehungen zu anderen oder meiner Beziehung zu Gott. | © zVg
11.01.2024 – Impuls

Apostelgeschichte  9,3b-6

[… A]ls er sich bereits Damaskus näherte, geschah es, dass ihn plötzlich ein Licht vom Himmel umstrahlte. Er stürzte zu Boden und hörte, wie eine Stimme zu ihm sagte: Saul, Saul, warum verfolgst du mich? Er antwortete: Wer bist du, Herr? Dieser sagte: Ich bin Jesus, den du verfolgst. Steh auf und geh in die Stadt; dort wird dir gesagt werden, was du tun sollst!

Einheitsübersetzung 2016

Mut zum Neustart

Kürzlich ist es mir wieder passiert: Der Computer hat sich aufgehängt. Das Programm reagierte nicht mehr. Ich habe keine Ahnung, was genau passiert ist. Es hilft nichts, immer wieder dieselben, nicht mehr funktionierenden Tasten zu drücken, mich zu ärgern, dass doch bisher alles problemlos funktioniert hat oder abzuwarten, bis sich das Problem von allein löst. Wenn mein Computer hängt, dann hilft oft nur noch eins: Neustart.

Ist es nicht in unserem Leben manchmal sehr ähnlich? Auch wenn über lange Zeit alles problemlos funktioniert hat – manchmal wird das Leben langsam. Es stockt. Oder scheint ganz stehen zu bleiben, ohne dass wir verstehen, was genau passiert ist. Es hilft nichts, immer wieder das eine zu tun, was nicht mehr funktioniert. Es hilft nichts, darüber zu klagen, wie gut „früher“ doch alles war. Es hilft nichts, darauf zu warten, dass alles von allein anders wird. Leben heisst immer wieder auch: Neustart. Manchmal beruflich, manchmal in Beziehungen, manchmal im Umgang mit mir selbst und in meiner Beziehung zu Gott.

Das Fest der Bekehrung des Apostels Paulus kann für uns eine Anfrage sein: Wie sieht es aus bei mir? Wie sieht meine Beziehung zu Gott im Moment aus? Befinde ich mich da eher in einem Stillstand? Begnüge ich mich damit, blind das zu tun, was Tradition und Kirche vorgeben und beurteile auch andere danach? Bleibe ich lieber am sicheren Platz stehen, weil ich Angst davor habe, mich in die Unsicherheit zu begeben, wenn ich mich auf den Weg mache zu neuen Begegnungen? Oder bin ich in Bewegung und lebendig auf dem Weg? Begreife ich mich als Suchende und entdecke, wie mich dieser Gott auf meinem Weg zu mehr Leben und Heil begleitet, auch dann, wenn ich mal durch Abgründe gehen muss?

Mensch, was suchst du? Wofür lebst du? Wen liebst du? Wer bin ich für dich? Letztlich waren es genau diese Fragen Christi, die die Menschen in den Evangelien immer wieder aus ihren Krisen gerettet haben. Fragen, durch die sie – wie Paulus – geblendet waren, und durch die sie ihre Augen schliessen, zu sich kommen und innehalten mussten. Um dabei ihn – Christus – zu erkennen, der infrage stellt, aber zugleich auch Antwort ist. Eine Begegnung; wunderbar, aufwühlend, aber auch tröstlich!  Vielleicht begegnet er auch uns. Vielleicht sogar heute? Meist geschieht eine solche Begegnung ganz still und leise. Im Verborgenen, unsichtbar für andere. Und besonders schön, ja wie ein kleines Wunder ist es, wenn wir Alltagsmenschen ihn selbst hören, wenn er uns antwortet: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (Joh 8,12).

Nadia Miriam Keller
Theologin, Spitalseelsorgerin am St. Claraspital in Basel