13.01.2018 – Editorial

Mittendrin

Sie stehen auf der Wettsteinbrücke und machen Selfies vor der Bilderbuchkulisse des Grossbasler Rheinufers mit dem Münster im Zentrum. Sie schauen auf ihren Wegen kreuz und quer durch die Innerstadt in die Schaufenster, und sie tauchen abends im Pub auf. Die jungen Leute, die aus ganz Europa ans 40. Europäische Taizé-Jugendtreffen nach Basel gekommen sind, machen aus ihren Tagen am Rheinknie auch in touristischer Hinsicht das Beste. Neugierig und lebensfroh streifen sie durch Stadt und Region, und selbst das teilweise etwas garstige Wetter dämpft ihre Begeisterung nicht.

Besonders gefallen habe ihr und ihrer Gruppe die Kombination von Alt und Modern im Stadtzentrum, berichtet die Portugiesin Catarina. Und angetan haben es ihr auch der «wunderbare» öffentliche Verkehr und die «sehr sauberen» Strassen. Der Enthusiasmus der jungen Gäste ist ansteckend und öffnet die Augen für das Positive, das wir oft übersehen – nicht nur in der eigenen Stadt.

Wir begegnen Catarina nach dem Morgengebet in der Allschwiler Theresiakirche. Sie leitet eine der Gesprächsgruppen, in denen sich die jungen Frauen und Männer in kleiner Runde austauschen. Es geht um die Quellen der Freude und darum, was im Alltag die Freude erstickt und was hilft, sie wiederzufinden. Schnell zeigt sich, dass es verschiedene Arten von Freude gibt. Zum Beispiel die oberflächliche Freude über die falschen Dinge, die schnell wieder verschwindet. Die im Glauben und in Gott wurzelnde Freude, um die es hier geht, ist nicht die Folge, sondern der Anfang: «Freudvoll zu sein, lässt uns etwas tun – und nicht umgekehrt», formuliert es Catarina.

Diese Freude sei mehr als ein blosses persönliches Glücksgefühl, diese Freude wolle man teilen, heisst es aus der Runde. Die Taizébrüder hätten diese Art von Freude. Die sei auch dann zu spüren, wenn ein Taizébruder Anweisungen erteilt, wie es bezüglich des Essverbots in den beiden Hallen, wo das Abendgebet stattfand, nötig war. Die jungen Leute sprechen auch darüber, wie schwierig es ist, mitten im Alltag den Fokus auf Gott zu halten. «Ich bete nur, wenn die Dinge in meinem Leben schwierig werden», gesteht ein junger Mann.

Die gemeinsamen Gebete am Morgen in der Gastgemeinde, am Mittag in der Stadt und am Abend in St. Jakob sind zentrales Element des Jugendtreffens. Sie zeigen, wie einfach Kirche sein kann: Kerzenlicht, eingängige, nicht allzu komplizierte Lieder mit Texten in verschiedenen Sprachen – und Stille, die viel Raum lässt, mittendrin in sich selbst anzukommen.

Regula Vogt-Kohler