Basel im Gespräch in der Offenen Kirche Elisabethen: Am 23. Oktober zum Thema Sterbehilfe. 
 | © Regula Vogt-Kohler
Basel im Gespräch in der Offenen Kirche Elisabethen: Am 23. Oktober zum Thema Sterbehilfe. | © Regula Vogt-Kohler
25.10.2018 – Aktuell

Medizin hat Sterben schwierig gemacht

«Basel im Gespräch» zu assistiertem Suizid und Palliative Care

Vor viel Publikum diskutierten Erika Preisig, Ärztin und Präsidentin der Stiftung Eternal Spirit, Bernhard Sutter, Geschäftsführer der Stiftung Exit, Walter Meili, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, und Gerhard Gerster, Seelsorger am Felix-Platter-Spital und Spezialist für Palliative Care, über die Selbstbestimmung am Lebensende.

 

Früher oder später kommt es für uns alle, das Ende. Der Tod ist grundsätzlich unausweichlich, doch das Wann und das Wie können wir beeinflussen. Dürfen wir das, sollen wir das? Ist der ärztlich begleitete Alterssuizid ein erwünschter Notausgang zur Erlösung von unerträglichem Leiden – oder schafft er eine neue Problematik?

Suizid sei in jedem Fall etwas Tragisches, sagte Walter Meili und wies darauf hin, dass mit der Zunahme von assistierten Suiziden die Zahl der Selbsttötungen insgesamt gestiegen sei. Er als Arzt sehe es nicht als seine Aufgabe an, bei einem Suizid zu helfen, und auch als Mitglied der Gesellschaft sei er nicht damit einverstanden, dass der Suizid immer leichter gemacht werde.

Erika Preisig stellte die Selbstbestimmung über alles. Die Erfahrungen mit vielen betagten Patienten und Patientinnen haben für die Hausärztin die Demenz zur schwierigsten Krankheit gemacht. Für sie sei klar, dass sie nicht als jemand, der nicht sie selbst sei, weiterleben wolle. Seelsorger Gerhard Gerster gab dazu zu bedenken, dass sich die Betrachtungsweise ändern kann, wenn man von einer Krankheit betroffen ist.

Im Zentrum der Palliative Care stehe die Würde, sagte Gerster. Palliative Care heisse auch, die Grenzen der Medizin zu anerkennen. «Wegen uns Medizinern ist das Sterben so schwierig geworden», sagte Preisig dazu und illustrierte dies mit dem Beispiel eines Mannes, der sich von einer Fluh stürzte, weil ihm Ärzte einen begleiteten Freitod verwehrt hatten.

Aus dem zahlreich erschienenen Publikum kamen ganz unterschiedliche Voten. So äusserte eine gesunde 84-jährige Frau den Wunsch, den assistierten Suizid in Anspruch zu nehmen, weil sie lebenssatt sei. Eine Frau erzählte von ihrem an Demenz erkrankten Vater: Noch nie habe sie ihn so glücklich und entspannt gesehen. Eine Pflegefachfrau hielt dazu fest, dass dies für die wenigsten Fälle gelte. «Hat Gott uns nicht den freien Willen gegeben?» fragte eine andere Frau. Ja, aber der freie Wille habe immer Folgen, sagte Palliative-Care-Spezialist Gerster und verwies auf die gesellschaftliche Dimension. «Was passiert, wenn wir Suizid als etwas Alltägliches betrachten?»

Regula Vogt-Kohler