© Kati Rickenbacher
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06.06.2019 – Aktuell

Macht- und Weihefrage sind verknüpft

25 Jahre nach dem Machtwort zur Weiheunfähigkeit von Frauen

Papst Johannes Paul II. wollte die Diskussionen zum Frauenpriestertum beenden. 25 Jahre nach dem Schreiben «Ordinatio sacerdotalis» läuft die Debatte immer noch, mit verändertem Akzent. Zentrales Anliegen ist nun die Teilhabe an der Macht.

 

Es war ein Machtwort, das Papst Johannes Paul II. 1994 in seinem nicht umfangmässig, aber inhaltlich gewichtigen Schreiben sprach: «Damit also jeder Zweifel bezüglich der bedeutenden Angelegenheit, die die göttliche Verfassung der Kirche selbst betrifft, beseitigt wird, erkläre ich kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken (vgl. Lk 22,32), dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben», heisst es zum Abschluss von «Ordinatio sacerdotalis».

Das nicht umfangmässig, aber inhaltlich gewichtige Schreiben löste Empörung und Kopfschütteln aus – und blieb in seinem Kernpunkt wirkungslos: Die Diskussion über die Frauenordination ging weiter, bis heute. «Und das ist gut so», hält Silvia Huber, Beauftragte des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds (SKF) für Theologie, in einem Gastkommentar auf kath.ch fest. Gerade mit dem bevorstehenden Frauenkirchenstreik sei die Frage um das Priesteramt der Frau bei uns in der Schweiz wieder aufgebrochen. «Es ist nicht so, dass alle Theologinnen gerne Priesterinnen werden würden», hält Huber fest. «Wir haben längst festgestellt, dass unsere Arbeit in den Pfarreien geschätzt wird, auch wenn wir keine Eucharistie feiern dürfen.»

Aber es gehe um die Frage der Gleichberechtigung und damit um eine Frage der Gerechtigkeit, betont Huber. «Und es geht explizit auch um die Machtfrage. Diese ist aufgrund der kirchenrechtlichen Bestimmungen mit der Weihefrage verknüpft. Solange wir Frauen nicht in den Klerikerstand kommen, werden wir weiterhin von wichtigen Diskussionen und Entscheidungen ausgeschlossen bleiben.»

Huber ist davon überzeugt, dass der Einbezug der Frauen in den höchsten Gremien für die Zukunft der Kirche von zentraler Bedeutung ist. Die weltweite katholische Kirche habe dies noch nicht erkannt – oder die Machtträger wollten es nicht eingestehen, meint sie. «Auf die Priesterweihe können wir verzichten, aber an der Macht wollen wir teilhaben. Nicht für unser Ego, sondern für die Botschaft des Reiches Gottes», schliesst ihr Kommentar.

Die Kirche werde von Frauen getragen und von Männern geführt, und die Ungleichheit sei nicht nur in ihren Strukturen, sondern sogar in ihrem «Recht» grundgelegt, formuliert es die Theologin Jacqueline Keune in ihrem Widerstandstext zum Frauenstreiktag. «An diesem Wochenende stellen sich auch Kirchenfrauen in die lange Tradition des Streikens, weil Frauen heute zwar als Herzchirurginnen oder Konzernchefinnen tätig oder gar als Astronautinnen zum Mond fliegen können, aber als katholische Seelsorgerinnen immer noch nicht den Menschen, die sie bis an die Grenze des Todes begleiten, schlicht die Krankensalbung spenden dürfen.»

Regula Vogt-Kohler