P. Jean-Sébastien Charrière, Kloster Einsiedeln: Ephata! Öffne Dich (Acryl auf Leinwand, 2019) | © zVg
P. Jean-Sébastien Charrière, Kloster Einsiedeln: Ephata! Öffne Dich (Acryl auf Leinwand, 2019) | © zVg
23.05.2019 – Aktuell

Kunst aus Schweizer Klöstern

Kunstschaffende Ordensleute zeigen ihre Werke in Mariastein

Bis Ende Oktober ist in Mariastein eine Ausstellung mit Gemälden, Skulpturen und Zeichnungen von künstlerisch tätigen Mönchen und Nonnen aus elf Schweizer Klöstern zu sehen.

 

Die Ausstellung gibt einen guten Überblick über das aktuelle Klosterkunstschaffen. Sie steht unter dem Titel «Aufbruch ins Weite»: So lautet das Jahresmotto 2019 des Klosters Mariastein und des Projekts Mariastein 2025, welches sich mit der Zukunft des Klosters beschäftigt. Einige Ordensleute haben sich orientiert am Psalmwort «Du führst mich hinaus ins Weite, du machst meine Finsternis hell» (Ps 18,29), andere interpretieren den Titel sehr frei. Allen Werken gemein ist das Vertrauen auf Gott. Sr. Chantal Hug aus dem Frauenkloster Sarnen sagt: «Ich darf vertrauensvoll aufbrechen, denn ich weiss, ich werde geführt.»

 

Breite Stilpalette

Acht der Teilnehmenden sind ausgebildete Künstlerinnen und Künstler. Qualität und Vielfalt sind denn auch beeindruckend.

In den Gemälden von Sr. Gielia Degonda führt der Farbverlauf vom Dunkel ins Helle. Bereits der Weg ins Licht beinhalte Hoffnung, erklärt die Ingenbohler Schwester. Auch die Kirche müsse nun aufbrechen, sagt der Engelberger Benediktinerpater Eugen Bollin mit seinen Porträtzeichnungen von «Madeleine», einer Frau im kirchlichen Dienst. Die Hände nicht in den Schoss legen konnte die Zisterzienserin Sr. Ruth Nussbaumer, die an der Errichtung einer Stiftung für ihr Kloster Eschenbach beteiligt war. Ihre Werke heissen «Aufbruch» und «Durchbruch» – oder auch «Aufstieg ins Ewige», entstanden anlässlich des Todes einer Freundin.

In demselben Kloster lebt Sr. Luzia Güller, die wie Sr. Marianne Borer – aus dem Kloster Baldegg – mit einer reichen gemalten Blumenpracht das Wunder der Schöpfung feiert. Mehrere Wochen arbeitete der Benediktinerpater Jean-Sébastien Charrière aus dem Kloster Engelberg an seinen Gemälden, die speziell für diese Ausstellung entstanden sind. Fast körperlich spürbar ist die Kraft des Gemäldes mit den Schmetterlingen, die zu Hunderten auffliegen, aus dem Kerker entfliehen, hinaus ins Weite.

 

Silja Walter

Parallel dazu ist im Ausstellungsraum des Klosters die Ausstellung «Dichtkunst aus benediktinisch-klösterlichem Geiste» mit Dokumenten, Gedichten und Texten von Silja Walter (Schwester Hedwig M. Walter aus dem Kloster Fahr) eingerichtet, die dieses Jahr ihren hundertsten Geburtstag feiern könnte. Pater Lukas Schenker hat die Ausstellung mit interessanten Materialien der Mariasteiner Dichter und Schriftsteller Pater Bruno Stephan Scherer (1929–2017) und Pater Vinzenz Stebler (1917–1997) ergänzt.

Pia Zeugin