18.05.2023 – Editorial

Kirchentür auf!

Neue Töne, neue Gesichter! Es wird spannend, wenn sich unsere Kirchen für andere als die «üblichen Verdächtigen» öffnen. So wie am Wochenende vom 12. bis 14. Mai in Olten. Da nahm der Deutschschweizer Weltjugendtag das Areal um die Kirche St. Martin in Beschlag. Die Pfarreiangehörigen waren zu den täglichen Gottesdiensten eingeladen.

Und siehe da: Wann erleben wir schon eine Kirche voller junger Menschen? Das ist doch mal was anderes. Auch die Lieder erfüllten den Raum mit ungewohnten Klängen – Jugendband statt Orgel. Freudig soll das Gotteslob sein, da gibt es keine Grenzen.

Umso erstaunter war ich bei meinem Besuch, dass der Chorraum rund um den Altar fast vollständig von Männern besetzt war, viele in goldbestickten Messgewändern. Als einzige Frau erspähte ich im Hintergrund die Leiterin des Pastoralraums Olten, die Gastgeberin des Anlasses. Einzig die Lesung wurde von einer Lektorin des Weltjugendtages vorgetragen, sonst hatten Frauen keine liturgische Funktion. Sogar die Ministranten waren ausschliesslich junge Männer.

Krass: Eine Kirche fast ohne Frauen! Geht so ein Jugendgottesdienst? Das Bild im Chorraum von St. Martin widerspiegelte nicht das Leben. Es zeigte auch nicht die Realität der römisch-katholischen Pfarreien in der Schweiz, wo Frauen – Gott sei Dank! – nicht nur im Kirchenschiff, sondern auch in der Leitung der Liturgie nicht mehr wegzudenken sind.

Bald gehen auch andernorts Kirchentüren auf. Beim Europäischen Jugendchor-Festival bis 21. Mai in und um Basel werden viele Kirchen von ungewohnten Gästen und Klängen belebt. Noch bunter wirds in der Langen Nacht der Kirchen vom 2. Juni. Gehen Sie hin, wenn Leben in die Kirchen einzieht!

Christian von Arx