Die römisch-katholische Kirche in der Schweiz leitet eine unabhängige Erforschung der Geschichte der sexuellen Ausbeutung in ihrem Umfeld ein. | © zVg
Die römisch-katholische Kirche in der Schweiz leitet eine unabhängige Erforschung der Geschichte der sexuellen Ausbeutung in ihrem Umfeld ein. | © zVg
06.12.2021 – Aktuell

Wie kam es zu sexueller Ausbeutung im Umfeld der Kirche?

Römisch-katholische Kirche erteilt Historikerinnen der Universität Zürich Forschungsauftrag

Drei gesamtschweizerische Institutionen der römisch-katholischen Kirche haben mit der Universität Zürich einen Vertrag für ein Pilotprojekt unterzeichnet. Ziel ist die unabhängige wissenschaftliche Erforschung der Geschichte sexueller Ausbeutung im Umfeld der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz seit Mitte des 20. Jahrhunderts.

«Unzählige Menschen haben im Zusammenhang mit sexuellen Übergriffen im Umfeld der römisch-katholischen Kirche grosses Leid erlitten. Eine wissenschaftliche Aufarbeitung ist in erster Linie den Opfern geschuldet – auch um daraus Lehren für die Zukunft zu ziehen.» So leiten die Schweizer Bischofskonferenz (SBK), die Konferenz der Vereinigung der Orden und weiterer Gemeinschaften des gottgeweihten Lebens (Kovos) und die Römisch-katholische Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) ihre Medienmitteilung vom 6. Dezember zum Pilotprojekt ein. Gemäss der Mitteilung haben die drei Institutionen gemeinsam der Universität Zürich den Auftrag erteilt, die Geschichte der sexuellen Ausbeutung im Umfeld der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz seit Mitte des 20. Jahrhunderts zu erforschen. Im November wurde der Vertrag unterzeichnet.

Kirche nimmt keinen Einfluss

Mit dem Vertrag wird ein Forschungsteam des Historischen Seminars der Universität Zürich (UZH) beauftragt, eine historisch ausgerichtete, unabhängige Studie durchzuführen. Es handelt sich um ein Pilotprojekt: Die Studie soll die Rahmenbedingungen einer historischen Aufarbeitung sexueller Ausbeutung im kirchlichen Umfeld seit der Mitte des 20. Jahrhunderts evaluieren und damit die Grundlage für künftige Forschungsprojekte bilden. Die Projektleitung liegt bei den Professorinnen Monika Dommann und Marietta Meier. Ein von der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte (SGG) ernannter wissenschaftlicher Beirat sichert die wissenschaftliche Qualität und die Unabhängigkeit des Projekts.

Das der UZH und der SGG erteilte Mandat schliesst jede Einflussnahme auf das Pilotprojekt sowohl von Seiten der Auftraggeberinnen als auch von Dritten aus. SBK, Kovos und RKZ sind überzeugt, dass es diese Unabhängigkeit braucht, um den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Deshalb soll die Pilotstudie auch aufzeigen, wie den Stimmen der Opfer in künftigen Studien Rechnung zu tragen ist.

Projektstart im März 2022

Nachdem die Verträge nun unterzeichnet sind, wird ein Forschungsteam gebildet. Sobald dieses steht und die Forschungsarbeit starten kann, wollen Auftraggebende und Forschende im März 2022 detailliert über das Vorhaben informieren. Um die wissenschaftliche Unabhängigkeit zu garantieren und eine ungestörte Forschungsarbeit zu ermöglichen, werden die Medien und die Öffentlichkeit danach erst wieder informiert, wenn die Ergebnisse der Studie vorliegen. Diese werden in einem Schlussbericht
festgehalten, der auf Deutsch, Französisch und Italienisch erscheinen wird. Nach Vorliegen dieses Schlussberichts werden die Auftraggeberinnen über weiterführende Schritte zu befinden haben.

kh

Anhänge zur Medienmitteilung:

Vier Fragen an Bischof Joseph Maria Bonnemain, Diözesanbischof von Chur, Ressortverantwortlicher des Fachgremiums «Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld» der Schweizer Bischofskonferenz. Vor der Ernennung zum Bischof war er von 2002 bis 2021 Sekretär des Fachgremiums.

Informationen der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte (SGG) zum Projekt. Auf dieser Webseite sind die Verträge zwischen SBK/RKZ/Kovos und der UZH sowie der SGG öffentlich zugänglich.

Link zur Projektwebsite von Prof. Dr. Monika Dommann

Link zur Projektwebsite von Prof. Dr. Marietta Meier