Die griechisch-orthodoxe Wallfahrtskirche Unsere liebe Frau von Tinos in Tinos-Stadt. | © Zde/wikimedia commons
Die griechisch-orthodoxe Wallfahrtskirche Unsere liebe Frau von Tinos in Tinos-Stadt. | © Zde/wikimedia commons
13.07.2023 – Aktuell

Heilige Inseln: Marienikone und antike Ruinen

Der wichtigste Marienwallfahrtsort Griechenlands befindet sich auf der Kykladeninsel Tinos

Blau das Meer, weiss die Häuser: Tinos entspricht den Klischees eines griechischen Inselparadieses, hat aber noch mehr zu bieten. Taubentürme erzählen von der venezianischen Vergangenheit, und in Tinos-Stadt steht die wichtigste Marienwallfahrtskirche Griechenlands.

Ein halbes Jahrtausend (1207-1715) stand die Kykladeninsel Tinos in der südlichen Ägäis unter venezianischer Herrschaft. Das hat Spuren hinterlassen. Überall auf dem gebirgigen Eiland trifft man auf Taubentürme, die in ihrer kunstvollen Gestaltung einzigartig sind. Die Taubenzucht kam mit den Venezianern nach Tinos. Dienten die Tauben in der venezianischen Ära als Briefträger, so waren sie danach als Lieferanten von Fleisch und Dung gefragt.

Ebenfalls venezianische Wurzeln hat die starke Präsenz des römisch-katholischen Glaubens auf der Insel. Tinos war zusammen mit Mykonos in die Hände der venezianischen Familie Ghisi geraten, als Teilnehmende des 4. Kreuzzugs nach der Eroberung von Konstantinopel 1204 das byzantinische Reich unter sich aufteilten. Nach dem Ende der Ghisi-Dynastie übernahm die Republik Venedig. 1715 kam Tinos unter osmanische Oberhoheit, genoss aber viele Privilegien.

Ikone als Zeichen der Hoffnung

Im griechischen Freiheitskampf gegen die Türken spielte Tinos eine prominente Rolle. Am 31. März 1821 war das Dorf Pyrgos auf Tinos der erste Ort der Kykladen, wo die griechische Flagge wehte. Mitten in den Revolutionswirren tauchte am 30. Januar 1823 eine Marienikone auf, die schnell zum Zeichen der Hoffnung wurde. Hinweise auf die Ikone hatten die Visionen einer Nonne namens Pelagia gegeben.

Die Entdeckung der Ikone wurde als göttliche Botschaft der Vorherrschaft des griechisch-orthodoxen Christentums interpretiert. Wichtige Figuren der Revolution kamen auf die Insel, um dem heiligen Bild ihre Ehre zu erweisen. Am Ort des Funds etwas oberhalb des Zentrums von Tinos-Stadt entstand eine Wallfahrtskirche, die das Ziel Tausender Pilgernder ist.

23. Juli: Fest der Heiligen Pelagia

Besonders zahlreich strömen die Pilgerinnen und Pilger an Mariä Himmelfahrt am 15. August nach Tinos. Zum Gedenken an die Visionen der heiligen Pelagia findet jeweils am 23. Juli ein Fest statt. Die Marienikone wird dabei mit dem Auto ins Kloster, in dem Pelagia lebte, gebracht und in einer Prozession zurück nach Tinos getragen. Bei der Ankunft in der Stadt spät am Abend werden die Ikone und die Prozession mit Feuerwerk, Fackeln, Schiffsglocken, Sirenen und Bushörnern willkommen geheissen.

Regula Vogt-Kohler

 

Impressionen von Tinos und Delos

Hier kommt masn an: Der Hafen von Tinos-Stadt. | © grassroutsgroundswell/wikimedia commons
Willkommene Erfrischung: Der Strand von Agios Fokas nahe Tinos-Stadt. | © Rene Boulay/wikiemdia commons
Überall auf der gebirgigen Insel trifft man auf Taubentürme. | © grassroutsgroundswell/wikimedia commons
Hier kam man früher an: Der antike Hafen von Delos. | © Olaf Tausch/wikimedia commons
Früher war hier viel los: Agora der Italiker auf Delos. | © Bernard Gagnon
Die Löwenterrasse ist das bekannteste Wahrzeichen von Delos. | © Ggia/wikimedia commons