Wer in eine Basler Fähre einsteigt, kann mit einer sicheren Passage rechnen. | © Regula Vogt-Kohler
Wer in eine Basler Fähre einsteigt, kann mit einer sicheren Passage rechnen. | © Regula Vogt-Kohler
19.06.2023 – Aktuell

Gebet am Wasser

Beim Namen nennen: Gedenkanlass am Rhein

An neun Standorten in der Region Basel wurden am Wochenende des nationalen Flüchtlingstages und des Flüchtlingssonntags Namen von verstorbenen Flüchtenden verlesen. Am Samstagabend fand ein gemeinsamer Anlass am Rheinbord statt.

Das Kleinbasler Rheinbord an einem warmen Abend Mitte Juni steht für Lebensfreude und Genuss: Menschen treffen sich hier zum Essen, Trinken, Schwimmen und Plaudern, saugen die Sonnenstrahlen und das einmalige Ambiente mit dem Münster vis-à-vis auf. Die Uferpromenade ähnelt einem Laufsteg: Menschen im Badedress, in bequem-luftig-leichter Bekleidung, aber auch in auffallend elegantem oder nur auffallendem Outfit schreiten am Stand mit den im lauen Lüftchen flatternden Namensstreifen vorbei.

Auf den Streifen stehen Namen von Geflüchteten und rudimentäre Angaben zu den Umständen ihres Todes. Viele von ihnen sind ertrunken. Sie versuchten auf überladenen Booten das Mittelmeer zu überqueren. Erst vor wenigen Tagen ist ein Fischkutter mit 700 Flüchtlingen an Bord vor Griechenland gesunken, 78 wurden tot geborgen, Hunderte gelten als vermisst. Im Gegensatz dazu steht gleich unterhalb des Stands die Basler Münsterfähre, welche Menschen sicher über den Rhein bringt.

Für den gemeinsamen Anlass habe man bewusst einen Ort am Wasser gewählt, sagt Verena Gauthier Furrer, Verantwortliche für Diakonie im Pastoralen Zentrum der Römisch-katholischen Kirche im Kanton Basel-Landschaft. Auch an der Münsterfähre hängen Namensstreifen. Passanten und Passantinnen erhalten neben Informationen zum Anlass Blumen überreicht.

«Wir versammeln uns im Gebet, um die Solidarität zu stärken, die wir als Christen und als Menschen guten willens teilen», heisst es in der Einleitung zum Gebet, das ein Schuldbekenntnis und die Bitte um Vergebung enthält. «Wir bitten um Vergebung für die Gleichgültigkeit, die die Dramen der Migranten mitbegleitet.»

Regula Vogt-Kohler

 

Informationen und Blumen für ein buntes Publikum. | © Regula Vogt-Kohler
Der «Leu» pendelt zwischen Münster und Lindenberg. | © Regula Vogt-Kohler
Jeder Streifen nennt einen verstorbenen Geflüchteten beim Namen. | © Regula Vogt-Kohler