© Dylan Gillis/Unsplash
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08.02.2024 – Allgemein

Für eine Versöhnung von Sexualität und Spiritualität

Schweizer Männer- und Väterorganisationen laden zur Tagung

Zehn Tage nach der Veröffentlichung der Pilotstudie zum sexuellen Missbrauch meldete sich die Fachgruppe «Männerarbeit im kirchlichen Kontext» zu Wort. Sie warnt: Täter und Taten seien untrennbar mit dem abgeschotteten patriarchalen System der Kirche verbunden, das für den Missbrauch den Nährboden bereitstelle.

Fünf Monate später findet nun eine Tagung zu Sexualität und Spiritualität in der Zürcher Paulus Akademie statt. Wo Sexualität und Spiritualität zusammenkommen, sehen die Organisatoren den fruchtbaren Boden für eine konstruktive Prävention gegen Missbrauch. Denn mit Richtlinien, Massnahmen und Sanktionen, wie sie in den Schutzkonzepten der Bistümer formuliert sind, sei es nicht getan. «Das Problem liegt unter der Haut, in den Körpern der Menschen», sagt Christoph Walser im Gespräch. Die Bilder von Männlichkeit und die religiösen Prägungen haben die Menschen verinnerlicht. Er kritisiert, dass das Thema Missbrauch nicht in Zusammenhang mit Männlichkeitsbildern diskutiert wird. Die Vorstellung, was männlich sei, unterliege gesellschaftlichen Normen. Die Bilder von Männlichkeit und männlicher Sexualität gelte es zu dechiffrieren und alternative Erzählungen darüber zu diskutieren, sagt Christoph Walser. «Die Sexualität ist unter Druck», sagt er, «nicht nur durch die religiöse Dimension.» Seit der Aufklärung mit ihrer kontrollierenden Vernunft und dem Kapitalismus, der den Sex zum Konsumgut mache, sei es umso wichtiger, die spirituelle Dimension der Sexualität wiederzufinden.

Eva Meienberg