06.10.2022 – Was mich bewegt

Ewige Liebe?

Was mich in meiner Arbeit als Offizial immer wieder bewegt, ist die Brüchigkeit und Flüchtigkeit menschlicher Liebe. Bleibt ihre ewige Vorstellung nur ein Traum, ein frommer Wunsch? Alle drei bis vier Wochen bekomme ich eine neue Klageschrift zum Lesen, welche vom Ende eines konkreten Liebesglücks berichtet. Mit Beweisen und Indizien gestützt, führen die meisten solcher Anschreiben zur Eröffnung eines Ehenichtigkeitsverfahrens.

Jedes Mal bedauere ich bei solcher Lektüre, dass aus einer wunderbaren Liebesgeschichte – eine Lebenskatastrophe wurde:

– Schläft Schwerkraft auch in Herzensangelegenheiten nie?

– Zuerst ist man beflügelt und wie im Himmel, dann landet man oft abrupt und verunglückt dabei sogar schwer?

– Schlägt am Anfang das Herz Purzelbäume, um dann das, was gesät wurde, mit den Wurzeln auszureissen?

Der meine ist gewiss ein partieller und weitgehend falscher Blickwinkel. Denn immerhin werden im Bistum Basel und darüber hinaus jedes Jahr goldene Ehejubiläen unzähliger Paare gefeiert, so wie etwa an der diesjährigen Feier vom 3. September in der Kathedrale in Solothurn, wo 320 «goldene» Ehepaare teilgenommen haben. Solche Lichtblicke helfen uns zu glauben, dass die «gelebte» Liebe zwischen zwei Menschen auch heute möglich ist. Trotz manchen schmerzlichen Erfahrungen bleibt uns auch immer die Hoffnung erhalten, dass Gott uns mit einer unkündbaren Liebe liebt – jetzt und in Ewigkeit.

DDr. Wieslaw Reglinski
Offizial des Bistums Basel