Tassen im Office des Klosters Mariastein: Welche würden Sie wählen?|© Olivia Forrer
Tassen im Office des Klosters Mariastein: Welche würden Sie wählen?|© Olivia Forrer
06.04.2023 – Aktuell

Die Zauberkraft der Hasi-Tasse

Ostern! Ein Wort, Begriff, Fest, das viele Assoziationen hervorruft. Wenn ich in meinem Umfeld frage: «Was fällt dir zu Ostern ein?», dann bekomme ich Antworten von Schokolade über Eier, Feuer, Kerze bis zu Auferstehung. Wenn ich Theologinnen und Theologen frage, dann sind die Antworten weniger spontan, und oft bekomme ich gleich noch eine theologische Abhandlung mitgeliefert. Ja was würde ich sagen, was mir zu Ostern einfällt? Ich weiss nicht, was ich vor einem Jahr geantwortet hätte, weiss aber, was ich jetzt antworten würde. Dies hat einen speziellen Grund, hat mit meiner Arbeit im Kloster Mariastein zu tun. Ich versuche es zu erklären.

Für die gemeinsame Kaffeepause von uns Mitarbeitenden gibt es einen Schrank mit unterschiedlichen Tassen. Niemand hat eine eigene Tasse, man nimmt die, welche zuvorderst steht. Ich habe mich ertappt, dass ich gewisse Tassen nie nehme. Ich weiss nicht genau weshalb. Bei einigen mag es an der Farbe liegen, bei anderen wohl am Motiv. Wenn man auswählen kann, weshalb dann nicht eine «schöne» Tasse aussuchen?

Bei all diesen Tassen gibt es auch eine mit einem Hasen. Diese habe ich bis vor ein paar Monaten gemieden. Ich habe mich immer gefragt, was soll ich mit einem Hasen im Sommer oder gar an Weihnachten anfangen, der gehört zu Ostern. Ich sah diese Tasse immer wieder. Und eines Tages war es die einzige Tasse, die noch da war. So nahm ich sie und stellte mir die Frage: Warum soll ich eine «Osterhasentasse» nicht das ganze Jahr hindurch benutzen? Weihnachten gehört zu Ostern, das ganze Jahr gehört zu Ostern. An Weihnachten feiern wir die Geburt Jesu, das Jahr hindurch lesen wir in den Evangelien vom Leben Jesu, an Karfreitag erinnern wir uns an seinen Tod, und an Ostern feiern wir seine Auferstehung. Aber Auferstehung können wir nicht nur an Ostern feiern, Auferstehung dürfen wir jeden Tag feiern. Die Freude über den Sieg des Lebens über den Tod und des Lichts über die Dunkelheit ist nicht nur an Ostern, sondern jeden Tag eine grosse Freude.

Mittlerweile liebe ich diese Tasse und bin traurig, wenn sie nicht da ist. Das passiert aber immer weniger, denn die Mitarbeitenden haben sich ein ungeschriebenes Gesetz gegeben: Ist Olivia im Büro, dann ist die Hasi-Tasse für uns tabu. Mit dieser Tasse erinnere ich mich täglich an die Auferstehung. Sie gibt mir Kraft und Mut, wenn ich mich wie an Karfreitag fühle. Sie zaubert mir jeweils ein Lächeln ins Gesicht, wenn ich den Schrank öffne.

Was kann Ihnen helfen, dass Sie Ostern dieses Jahr nicht nur am 9. April feiern, sondern das ganze Jahr hindurch?

Ich antworte übrigens auf die anfangs gestellte Frage ganz klar mit: Hasi-Tasse und Auferstehung, jeden Tag neu. Was für eine grosse Freude!

Olivia Forrer

 

Olivia Forrer, Dr. chem. und Theologin, war früher Pfarreiseelsorgerin in Aesch und Spitalseelsorgerin im Claraspital, heute arbeitet sie als Mitarbeiterin Wallfahrt im Kloster Mariastein und als Lehrbeauftragte im Rahmen der Kontextmodule an der Hochschule für Technik FHNW in Brugg.

 

Olivia Forrers Hasi-Tasse im österlichen Blumenbeet. | © Olivia Forrer