17.09.2020 – Leserreaktionen

Den Nöten der Laien eine Sprache geben

Leserbriefe zur Instruktion der Kleruskongregation

Rolf Butz leistet sich des Schlechten zu viel. Sind wir Katholiken berufen, der reformierten Kirche Schwächen vorzuhalten? Sind wir nicht seit Jahren daran, interne Skandale aufzuräumen? «Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, den Balken aber in deinem Auge bemerkst du nicht?» (Matthäus 7).

Das Kirchenvolk murrt, weil von oben herab zu oft am kirchlichen Leben vorbei verfügt wird. So ist die Ausgestaltung der kirchlichen Dienste erneut menschenrechtswidrig und praxisuntauglich so einengend verordnet worden, dass vielerorts noch mehr Gottesdienste verunmöglicht werden. Offenbar hatte man in Rom vor allem die Rettung der Strukturen vor Augen, nicht aber die religiösen Bedürfnisse der Gläubigen. Die Leserbriefschreiber Klaus Bürgel und Thomas Briellmann gaben wohlbedacht den Nöten der Laien eine Sprache.

Gewiss hat Papst Franziskus unseren vollen Respekt, nicht aber die Kurie. Hat nicht der Papst am Anfang seines Pontifikats mit energischen Worten den «sehr intelligenten Männern» den Spiegel vorgehalten? Ist es verwegen zu vermuten, dass Franziskus an seinen Würdenträgern langsam aber sicher resignierend verzweifelt? Selbst Jesus würde wohl ausrufen: «Das soll die von mir gegründete Kirche sein?» Schon zu seiner Zeit zählten bei ihm die Schriftgelehrten nicht allzu viel.

Also denn, gemäss dem Rat von Rolf Butz weglaufen? Eben nicht, dabei bleiben und in der Hoffnung gegen alle Hoffnung von unten hinauf nicht Ruhe geben.

Willy Bucheli, Basel