20.06.2019 – Leserreaktionen

Darstellung von purem Klerikalismus

Titelbilder in «Kirche heute» Nr. 21 (Orthodoxe im Kloster Beinwil) und Nr. 23 (Bistum Chur)

Das Pfarrblatt ist ein Medium der Kirche. Von dieser Funktion her ist es auch immer wieder aufgerufen, eine einladende Sprache zu pflegen. Zu dieser «Sprache» gehören auch die Bilder auf der Titelseite.

Das Bild mit den Kirchenleuten der orthodoxen Kirche und das Bild mit den drei Bischöfen in vollem Ornat haben mich nicht nur sehr befremdet, sondern geradezu schockiert. Die Kirche sollte sich nicht mehr mit dieser Sprache präsentieren. Ich selber (74-jährig) erinnere mich angesichts solcher Bilder in die Zeit vor dem II. Vatikanischen Konzil versetzt. Die Bilder sind für mich nichts anderes mehr als die Darstellung von purem Klerikalismus: Sie bringen nach wie vor die Macht und die Weltfremdheit der Amtskirche zum Ausdruck. Wir können nicht auf der einen Seite die Auswüchse des Klerikalismus verurteilen, auf der anderen Seite aber nichts dagegen unternehmen, wenn es in unsern Händen liegen würde.

Für mich sind die beiden Bilder sehr abstos­send gewesen. Ich fühle mich einer Kirche, die sich so zum Ausdruck bringt, nicht mehr zugehörig. Ich lade Sie ein, die Auswahl der Bilder in «Kirche heute» als Elemente einer Sprache zu verstehen, mit welcher mit dem Kirchenvolk einladend und zeitgerecht kommuniziert werden soll.

Martin Oberholzer-Riss, Basel