31.03.2018 – Editorial

Danke

Dadada, jäjäjä – und plumps. Der kleine D. macht seine ersten Gehversuche, auf seinen Beinchen, aber auch sprachlich. Während ihm die ersten Schritte gelingen, ohne dass er sich irgendwo festhalten muss, formen sich die bislang scheinbar zufällig aneinandergereihten Silben zu ersten Worten. So jedenfalls kommt es bei seinem ebenso erwartungsvollen wie entzückten Publikum an.

Es ist ein grosser Moment, wenn ein Kind das erste Mal bewusst «Mama» sagt. Längst hat es erkannt, dass die Mutter die zentrale Figur in seinem sich stetig erweiternden Universum ist, aber dies auch sprachlich benennen zu können, ist für beide Seiten etwas ganz Besonderes.

Geübt haben ja beide, das Kind und die Eltern, lange. «Mamamamama» und «Papapapapa» plappert der Sohnemann schon seit einiger Zeit. «Mama», sagt ihm die Mutter immer wieder vor, «Papa» der Vater. Jetzt hat es klick gemacht, und das erst noch so kurz vor dem Tag, der alle Mütter ins Zentrum rückt.
Noch ist D. zu klein, seiner Mama am Muttertag einen Blumenstrauss oder ein anderes Präsent zu überreichen. Er gibt im Moment ohnehin kaum etwas freiwillig aus seinen Händen, da kann man noch solange «Dada» sagen. Er selber verwendet «Dada» so häufig und in so unterschiedlichen Situationen, dass es vieles heissen kann, von «Auto» bis «bitte» oder «danke».

Angesichts der Freude, die kleine und natürlich auch grosse Kinder auslösen, könnte man die Richtung des Danks ja auch einmal umdrehen. Ja, Kinder zu haben und gross zu ziehen, bedeutet nicht zuletzt harte Arbeit, die einen Dank mehr als rechtfertigt. Ja, Kinder zu haben, bedeutet Verzicht. Kinder zu haben heisst aber auch, Dinge erleben und wahrnehmen zu können, die einem sonst verborgen blieben. Und das ist durchaus ein Grund, danke zu sagen.

Ich jedenfalls verdanke es meinen Kindern, dass ich ein bisschen was über Dinosaurier weiss. Als der Dino-Hype auch meinen Nachwuchs erfasste, sah ich mich gezwungen, mir das nötige Basiswissen anzueignen, um wenigstens ein bisschen mitreden zu können. Ohne Kinder wäre ich nicht so oft im Zolli und in der Badi gewesen, ohne sie hätten viele Ausflüge in die nähere Umgebung nicht stattgefunden.

Kinder zu haben ist aber auch ein Anlass, sich der eigenen Kindheit zu besinnen und anhand der nun eigenen Erfahrung als Mutter oder Vater zu erfassen, was die Eltern für einen getan haben. Für manches können wir ja erst als Erwachsene dankbar sein.

Regula Vogt-Kohler