Unterwegs mit Blumentöpfen aus dem Blumenteppich auf dem Marktplatz. | © Regula Vogt-Kohler
Unterwegs mit Blumentöpfen aus dem Blumenteppich auf dem Marktplatz. | © Regula Vogt-Kohler
13.06.2023 – Aktuell

Basler Pilgerspaziergang mit einer bunten Mischung

Rund 500-700 Personen machten bei der Fronleichnamsfeier in Basel mit

Mit Fronleichnamsprozessionen setzten die Katholiken in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Zeichen im «roten Basel». Nach vielen Jahrzehnten hat in Form eines Pilgerspaziergangs wieder eine stadtweite Fronleichnamsfeier stattgefunden. Mehrere hundert Personen aus unterschiedlichen Altersklassen, Sprach- und Kulturgemeinschaften haben mitgemacht.

Ein sonniger Sonntag in Basel um die Mittagszeit: Die Leute sitzen beim Apéro oder bei einem frühen Essen, schwimmen im Rhein oder geniessen eine Schifffahrt, auf der Mittleren Brücke machen wehende Fahnen auf die Kunstausstellung Art aufmerksam. Auf dem Vorplatz der Clarakirche versammeln sich viele Grüppchen von Menschen, manche mit einer Stofftasche, auf der «W.E.G.» steht. In der Tasche befinden sich Brezel, Apfel und Liedblatt für den Weg, auf den sich die Teilnehmenden des Pilgerspaziergangs bald machen werden. «W.E.G.» ist aber auch eine Abkürzung für das Motto des Anlasses: «Wir Erleben Glauben».

Ein offeneres Format

Prozessionen an Fronleichnam gehört zu den klassischen Formen, den (katholischen) Glauben zu erleben und vor allem in der Öffentlichkeit zu zeigen. In Basel haben seit rund 80 Jahren keine Fronleichnamsprozessionen, die eigentliche Demonstrationen des Glaubens waren, mehr stattgefunden. An den Trend zum Pilgern anknüpfend hat die Römisch-Katholische Kirche Basel-Stadt (RKK BS) erstmals zu einer moderneren Form eines Fronleichnamsumzuges eingeladen. «Wir nennen den Anlass bewusst nicht Fronleichnamsprozession, sondern Pilgerspaziergang. Das ist wichtig, weil es ein offeneres Format sein soll», sagte Matthias Schmitz, Kommunikationsverantwortlicher der RKK BS in einem Interview mit kath.ch im Vorfeld.

Das offenere Format sei gewählt worden, um einerseits die tendenziell klassisch orientierten anderssprachigen Missionen in Basel ansprechen. Deshalb wurde auch eine Monstranz mitgetragen. Andererseits war es Ziel der Organisatoren, auch Leute anzusprechen, welche die Form einer klassischen Fronleichnamsprozession gar nicht kennen, etwa aus den reformierten Kirchen oder auch Kirchenferne. Als weitere Symbole waren ein Kreuz, die Bibel und eine ukrainische Ikone dabei.

Blumenteppich auf dem Marktplatz

Rund 500-700 Personen sind der Einladung zum Pilgerspaziergang gefolgt. Es sind Menschen unterschiedlicher Altersklassen, Sprach- und Kulturgemeinschaften, die unterwegs miteinander ins Gespräch kommen. «Erfreulich war für mich besonders die bunte Mischung der Teilnehmenden», wird Mitorganisatorin Kerstin Rödiger (Seelsorgerin am Universitätsspital und im Bereich Bildung und Spiritualität) in einer Medienmitteilung der RKK BS zitiert.

Der Zug führt von der Clarakirche über die Mittlere Brücke an der imposanten und gerade künstlerisch verkleideten Globusbaustelle vorbei auf den Marktplatz. Vor dem Rathaus wartet ein Blumenteppich, zusammengesetzt aus 400 Blumentöpfen. Nach einer kurzen Andacht mit Gebeten in verschiedenen Sprachen und einem Segen für die Stadt geht es den Spalenberg hinauf in Richtung Marienkirche. Etliche der Pilgernden haben Blumentöpfe behändigt, um sie Passanten und Passantinnen zu überreichen.

Das «Publikum» reagiert mit wohlwollendem Erstaunen, manche erkundigen sich, worum es denn sich beim Zug der singenden und betenden Menschen handle. «Auch Zuschauende und Touristen fanden positive Worte für den Spaziergang, das hat mich schon sehr gefreut in einer Stadt, in der nur ein Drittel der Menschen einer der Landeskirchen angehören», sagt Kaplan Benedikt Locher gemäss Medienmitteilung der RKK BS.

Regula Vogt-Kohler

 

Unterwegs mit Bibel und Monstranz

Auf dem Pilgerspaziergang wurde auch das Evangelium mitgeführt.  | © Regula Vogt-Kohler
Auf dem Marktplatz machte der Zug Halt für eine kurze Andacht mit Segen für die Stadt.  | © Regula Vogt-Kohler
Elemente einer klassischen Fronleichnamsprozession: Weihrauch und Monstranz. | © Regula Vogt-Kohler
Dieses Bläserquartett war für die musikalische Begleitung zuständig. | © Regula Vogt-Kohler
Begegnung unterwegs: Pilgerspaziergang meets Rheinschwimmer. | © Regula Vogt-Kohler
Die Pilgernden überqueren den Rhein auf der Mittleren Brücke. | © Regula Vogt-Kohler