27.06.2019 – Leserreaktionen

Wo stünden wir ohne Mitarbeit der Frauen?

Zu den Leserbriefen in «Kirche heute» Nr. 24/25 zu «Mit Mitra und pinkem Punkt an die Demo»

Ist es nicht deprimierend, zu lesen, wie «rechtgläubige» Katholiken einhellig über Frauen urteilen, die nichts anderes als endlich die Gleichberechtigung innerhalb der Kirche anstreben? Die eher humorvolle Demonstration mit den Klerikerhüten scheint es dabei den Erzürnten angetan zu haben. Überlegen wir uns doch mal, wo wir stünden, wenn unsere Frauen eines Tages ihre kirchliche Mitarbeit gänzlich beiseitelegen würden.

Laut «Kirche heute» Nr. 50/2013 ist die RKK BS von 1973 bis 2013 von 99 341 auf 28 000 Mitglieder geschrumpft. Das ist ein Schwund von 72 Prozent! Wer hin und wieder den Sonntagsgottesdienst besucht, stellt mit Schrecken fest, dass eine ganze Generation, so ab 16 Jahren, fast völlig fehlt. Für unsere echten Glaubenswächter anscheinend kein Problem …

Dann ist da noch der Pflichtzölibat. Weder Juden noch Moslems, ja nicht einmal der Rest der Christenheit braucht dieses Relikt überhaupt noch. Protestanten, Altkatholiken und selbst Orthodoxe haben sich längst davon getrennt. Dass es unter «Zwangseunuchen» seit dem Konzil von 1962/65 besser gelaufen ist, wage ich zu bezweifeln. Oder glauben Sie, dass es sinnreich ist, wenn das Kirchenvolk in Sachen Ehe-, Familien- oder Sexmoral von zwar frommen und keuschen, aber in diesen Dingen doch eher unerfahrenen Klerikern unterwiesen wird? Enzykliken wie «Humanae vitae» (1968) von Paul VI. (spöttisch als «Pillenpauli» bezeichnet) oder «Ordinatio sacerdotalis» (1994) von Johannes Paul II. samt ausdrücklichem Verbot, auch nur schon über Frauenweihe zu sprechen, dürften selbst dem «tumben Kirchenvolk» des 20. und 21. Jahrhunderts etwas allzu klerikal munden.

Abschliessend sei noch ein Hinweis an unsere besonders eifrigen Anhänger der «reinen und unfehlbaren Lehre» erlaubt: Wer glaubt zu wissen, muss wissen, dass er glaubt – und diese Konstellation schliesst nicht aus, ob und inwieweit das ganze Brimborium nicht auch eine gezielt inszenierte Ego-Veranstaltung beinhalten könnte …

Wie sagten schon die alten Römer: Difficile est satiram non scribere (es fällt schwer, keine Satire hierüber zu schreiben).

Armin Richli, Birsfelden