09.07.2018 – Glossar

Was ist …

… die Befreiungstheologie?

Wo das Evangelium aus der Sicht der Unterdrückten gedeutet wird, entsteht Befreiungstheologie. Im Zentrum steht biblisch die Befreiung des Gottesvolkes aus der Sklaverei Ägyptens. Ihre Anfänge hat die Theologie der Be­freiung in den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts in Lateinamerika. Zu den Pio­nieren gehört Gustavo Gutiérrez, bei uns am bekanntesten ist vielleicht Leonardo Boff. Die Lateinamerikanische Bischofskonferenz übernahm 1968 aus dieser Bewegung die «Option für die Armen». Später wurde sie auch in päpstliche Lehrschreiben aufgenommen. Das Besondere der Theologie der Befreiung liegt in ihrer Kontextbezogenheit, darin, dass sie die Betroffenen zu aktiven Subjekten erklärt. In Basisgemeinden lernen auch Ungebildete,
die Bibel zu lesen und für ihr Leben zu deuten. Theologie wird so aus der Perspektive der Opfer getrieben. Weil die Befreiungstheologie die ganzheitliche Befreiung aus politischer und wirtschaftlicher Unterdrückung als Teil der Erlösung durch Jesus Christus deutete, wurde sie von «Rom» unter dem Verdacht der marxistischen Unterwanderung immer wieder scharf kritisiert.