Tipp Nr. 1: Blick hinunter auf das Gebäudeensemble des Klosters Beinwil nach der ersten Steigung. | © Markus Vogt
Tipp Nr. 1: Blick hinunter auf das Gebäudeensemble des Klosters Beinwil nach der ersten Steigung. | © Markus Vogt
27.07.2023 – Aktuell

Die Sommerzeit lockt zu Entdeckungen in nah und fern

Ausflugtipps mit überraschenden Zugängen zu kirchlichen Themen

Ob in der näheren Umgebung im Solothurner und Baselbieter Jura, in den Bündner Bergen oder im Dreiländereck von Deutschland, Belgien und den Niederlanden: Überall lassen sich in der Ferienzeit Erholung und unerwartete Entdeckungen verbinden. Die Redaktion von «Kirche heute» präsentiert vier Ausflugstipps.

 

Tipp Nr. 1: Abkühlung im Kaltbrunnental – Unterwegs im Thierstein und Laufental

Route: Kloster Beinwil–Meltingerberg–Meltingen–Kaltbrunnental–Grellingen

Natürlich führt der Basler Weg, einer der beiden Zubringer aus der Nordwestecke der Schweiz zum Jakobsweg, südwärts. Wir empfehlen für die Wanderung mit rund vier Stunden Gehzeit aber die umgekehrte Richtung mit Start beim Kloster Beinwil (Bild oben). Grellingen drängt sich wegen der besseren Verbindungen mit dem öffentlichen Verkehr (öV) als Zielort auf. Dazu kommt die Topografie: Beinwil liegt mit 588 m ü.M. rund 263 Meter höher als Grellingen.

Beim Kloster geht es zunächst einen Pfad relativ steil bergauf, bald ist man im Wald. Den höchsten Punkt der Wanderung (ca. 870 m ü.M.) erreicht man nach dem Hof Kleiner Kasten unterhalb des Chastenchöpfli. Attraktionen unterwegs sind die Wallfahrtskirche Maria im Hag in Meltingen und das magische Kaltbrunnental.

Weitere Details: www.viasurprise.ch (Etappe 4 Beinwil–Zwingen)

ÖV-Verbindungen: Das Kloster Beinwil ist per S-Bahn und Postauto (umsteigen in Zwingen) erreichbar. Achtung: Das Postauto fährt nur alle zwei Stunden (8.03 und 10.03). Von Grellingen aus gelangt man mit der S-Bahn zurück nach Basel (Halbstundentakt).

Verpflegung: Auf dem Meltingerberg gibt es ein Restaurant, das in den Sommermonaten von Mittwoch bis Montag geöffnet ist. Weitere Restaurants: Landgasthof Roderis (offen Mi–So) und Gilgenberg in Zullwil (Mo Ruhetag).

 

 

Tipp Nr. 2: Büchertempel statt Velogarage – Unterwegs im Dreieck Aachen, Maastricht und Lüttich

Route: Maastricht–Lüttich–Aachen

Wer Buchhandlungen ebenso gerne wie alte Kirchen besucht, kommt in Maastricht voll auf die Rechnung. Mitten in der Altstadt steht die älteste gotische Kirche der Niederlande. Die Ende des 13. Jahrhunderts erbaute Dominikanerkirche wird schon seit mehr als 200 Jahren nicht mehr für Gottesdienste und religiöse Anlässe genutzt. Die französische Armee, die Maastricht 1794 eroberte, nutzte den Sakralbau als Pferdestall, später fanden hier unter anderem Boxkämpfe und Karnevalsveranstaltungen statt. Eine Weile diente das ehemalige Gotteshaus als Parkhalle für Velos. Seit 2006 ist in der einstigen Dominikanerkirche eine Buchhandlung untergebracht (Bild unten links). Dank einer genialen architektonischen Lösung ist der sakrale Charakter der unter Denkmalschutz stehenden Kirche erhalten geblieben: Die Bücher befinden sich auf einer begehbaren zweistöckigen Stahlkonstruktion. Von der 2. Etage aus lassen sich Fresken von Heiligen an der Decke betrachten.

Treppensteigen lohnt sich auch in der Kirche Saint-Jacques in Lüttich. Von der Empore hat man Sicht auf die Glasfenster und das vollständig bemalte Netzgewölbe mit mehr als 150 Schlusssteinen. Ein paar Stufen bewältigen muss auch, wer im Aachener Dom den legendären Thron Karls des Grossen sehen will. Der steinerne Thron in der Westempore ist nur im Rahmen von Führungen zugänglich.

ÖV-Verbindungen: Maastricht lässt sich von Basel mit dem Zug (bis Aachen) und von dort mit dem Bus erreichen. Zwischen Maastricht, Lüttich und Aachen gibt es zahlreiche Verbindungen.

 

 

Tipp Nr. 3: Auf den Spuren von Römern und Mönchen – Unterwegs im Bündnerland

Route: Bivio–Septimerpass–Leg Columban–Valletta da Beiva–Bivio

Im Jahr 612 überquerte der irische Mönch Kolumban auf seinem Weg von Frankreich nach Italien die Schweizer Alpen. Seinen Spuren folgt der internationale Kulturweg «Via Columbani». Die Etappe 20 des Schweizer Abschnitts führt von Bivio (1769 m ü.M.) aus über den schon in der Römerzeit begangenen Septimerpass. Bis zur Passhöhe braucht man ca. 2 h 15.

Der nach dem wandernden Mönch benannte Leg Columban liegt nicht direkt an diesem Weg. Vom Septimerpass (2310 m ü.M.) aus erreicht man den Bergsee (2430 m ü.M. – Bild unten Mitte) via Forcellina (2671 m ü.M.) und Fuorcla de la Valletta (2585 m ü.M.) in ca. 2 h 15. Durch die Valletta da Beiva geht es in ca. 1 h 40 zurück nach Bivio.

Das 2020 eröffnete Schweizer Teilstück des Kolumbanswegs umfasst 21 Etappen und beginnt in Basel. Die Route folgt Flussläufen und Römerstrassen. Der Wandermönch Kolumban hatte als etwa 50-Jähriger Irland verlassen und sich zunächst im Burgund niedergelassen. Zuvor hatte er im irischen Kloster Bangor gelebt. Zu den zwölf Gefährten, die ihn begleiteten, gehörte auch Gallus. Dieser blieb jedoch zurück, als sich Kolumban 612 in Bregenz auf die Wanderung nach Italien ins Langobardenreich begab. Kolumban starb 615 in Bobbio.

Mehr Informationen zum Kolumbansweg: www.kolumbansweg.ch

Verpflegung: Cesa da Sett, fünf Gehminuten südlich des historischen Septimerübergangs

 

 

Tipp Nr. 4: Versteckte Natur- und Kunstschätze – Unterwegs im Oberbaselbiet

Route: Kienberg SO–Oltingen–Anwil

Die Wanderung (rund 2 ½ Stunden) führt von Kienberg (550 m ü.M.) Richtung Westen den Hang hinan bis zur Kantonsgrenze SO/BL (700 m ü.M.); ein Blick zurück erfasst das Areal des geplanten Windparks Burg auf der gegenüber liegenden Höhe östlich von Kienberg. Weiter gehts talwärts ins Dorf Oltingen zur Kirche (572 m ü.M.). Von dort Richtung Norden sanft abwärts im schattigen Einschnitt der jungen Ergolz bis zum Talweiher (500 m ü.M.), zum Schluss in einem kurzen Aufstieg im Wald ins Dorf Anwil (600 m ü.M.).

Nehmen Sie sich Zeit für die Attraktionen: In Kienberg die katholische Kirche Maria Himmelfahrt (täglich offen von 9.00 bis 19.30 Uhr), mit Schwarzer Madonna; dazu das Pro-Natura-Schutzgebiet mit seltenen Pflanzen in der ehemaligen Gipsgrube. In Oltingen das Ensemble um die reformierte Kirche St. Nikolaus (Eingang im Turm immer offen), mit schönem Pfarrgarten. In der Kirche wurden 1956/57 reiche spätgotische Wandmalereien (Bild des Jüngsten Gerichts unten rechts) entdeckt und freigelegt, darunter Szenen aus dem Leben Marias. Oltingen hat auch eine wasserkraftbetriebene Sägerei. Die Ammeler Talweiher sind ein Naturschutzgebiet. Anwil ist ein gut erhaltenes Bauerndorf mit grossem Dorfbrunnen.

ÖV-Verbindungen: Bus vom Bahnhof Gelterkinden nach Kienberg Mo–Fr tagsüber zweimal pro Stunde, sonst mindestens einmal pro Stunde; ebenso Bus von Anwil nach Gelterkinden.

Verpflegung: In Anwil Restaurant Jägerstübli (Mo/Di Ruhetag), in Oltingen Restaurant Ochsen (beschränkte Öffnungszeiten), in Kienberg Restaurant Forellenhof (Mo/Di Ruhetag) und Restaurant Rössli (beschränkte Öffnungszeiten).

 

Auswahl und Texte: Regula Vogt-Kohler und Christian von Arx

 

Tipp Nr. 2: Die Buchhandlung Dominicanen in der ehemaligen Dominikanerkirche in Maastricht. | © Regula Vogt-Kohler
Tipp Nr. 3: Klar und umgeben von einem wunderbaren Panorama liegt er da, der Leg Columban.
| © Marie-Christine Andres Schürch (Pfarrblatt Horizonte)
Tipp Nr. 4: Jüngstes Gericht – Fresko (um 1474) in der Kirche St. Nikolaus in Oltingen. | © wikimedia/oporinus