09.07.2018 – Glossar

Was ist …

… Antijudaismus?

Antijudaismus nennt man die christlich-theologisch begründete Judenfeindschaft. Vom 2. bis ins 20. Jahrhundert wurde aufgrund einer judenfeindlichen Bibelauslegung den Juden eine Kollektivschuld am Tod Jesu gegeben, sie wurden als «Gottesmörder» bezeichnet. Den Bund Gottes mit dem auserwählten Volk sah die Theologie ersetzt durch den neuen Bund in Jesus Christus. Dieser theologische Antijudaismus erreichte ab dem 11. Jahrhundert die breite Bevölkerung und führte zu regelmässigen Judenverfolgungen. Es entstanden Hostienfrevel- und Brunnenvergiftungslegenden. Erst nach der Judenvernichtung durch die Nationalsozialisten setzte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine breite theologische Neuorientierung ein. Auf evangelischer Seite gehörte Karl Barth zu den Vordenkern. In der römisch-katholischen Kirche entschied sich das Konzil 1965 in «Nostrae Aetate» für eine neue Sicht des Judentums. Doch noch bis vor Kurzem konnte man immer wieder in Predigten von Israel als gewesenem Volk Gottes hören und davon, was «die Juden» Jesus angetan hätten.