Anne Franks Tagebuch: Faksimile des rot-weiss karierten Tagebuchs von Anne Frank, Amsterdam, 1942-1944. | © Anne Frank Fonds Basel
Anne Franks Tagebuch: Faksimile des rot-weiss karierten Tagebuchs von Anne Frank, Amsterdam, 1942-1944. | © Anne Frank Fonds Basel
21.06.2022 – Hintergrund

Anne Franks Tagebuch ging von Basel aus in die weite Welt

Ausstellung im Landesmuseum Zürich: Anne Frank und die Schweiz

Das Tagebuch von Anne Frank hat die Welt nach dem Holocaust aufgerüttelt. Was die Familie Frank und die Verbreitung des Tagebuchs mit der Schweiz verbindet, ist wenig bekannt.

In ihrem Tagebuch schildert Anne Frank, wie sich ihre Eltern und ihre Schwester und vier Bekannte zwei Jahre lang in Amsterdam vor den Nationalsozialisten versteckten. Der letzte Eintrag stammt vom 1. August 1944. Drei Tage später werden die acht Untergetauchten verhaftet, nur Anne Franks Vater Otto überlebt den Holocaust. Er kehrt aus dem Konzentrationslager Auschwitz nach Amsterdam zurück und zieht 1952 zu seiner Schwester Leni und ihrer Familie nach Basel. Von hier aus macht er das Vermächtnis seiner Tochter Anne der ganzen Welt bekannt.

Die Geschichte der Familie Frank steht stellvertretend für das Schicksal von unzähligen jüdischen Familien während des Zweiten Weltkriegs: Auswanderung, Flucht, Deportation, Ermordung. Die Ausstellung verknüpft die Flucht der Familie von Anne Frank nach Amsterdam mit jener ihrer Verwandten im Basler Exil. Die parallel entwickelten Geschichten der beiden Familienzweige zur Zeit des Zweiten Weltkriegs schärft den Blick für die spezifischen Bedrohungen von Jüdinnen und Juden in zwei europäischen Kleinstaaten.

Ferien in der Schweiz

Im ersten Raum der Ausstellung, der ganz im Sinne eines bürgerlichen Wohnzimmers mit Lüster und edler Tapete dekoriert ist, sind vor allem Fotos vom idyllischen Familienleben der Franks in Frankfurt zu entdecken. Der zweite Saal ist überwiegend dem Leben der Familie Elias-Frank in der Schweiz gewidmet – also der Familie von Anne Franks Tante Leni. Über Anne Frank und die Schweiz im engeren Sinne sind nur wenige Exponate zu finden – weil das jüdische Mädchen seit 1933 in Amsterdam im Exil lebte und nur einige Male die Ferien bei ihren Verwandten in der Schweiz verbrachte. So war Anne im Sommer in Sils-Maria im Engadin und im Winter in Adelboden.

Entstehung und Wirkung

Zentral präsentiert die Ausstellung das faksimilierte Tagebuch von Anne Frank und baut auf ihren Erzählungen auf. Sie vermittelt Entstehungsbedingungen der Texte und schaut auf deren Wirkungsgeschichte. Anhand von Objekten, Fotos und Dokumenten gibt die Ausstellung Einblicke in das Leben der Familie. Dank einer Kooperation mit dem Anne Frank Fonds Basel und dem Familie Frank Zentrum Frankfurt, das die Familienarchive vereint, entfaltet die Ausstellung ein authentisches Narrativ und eröffnet darüber einen alltagsgeschichtlichen Blick, auch auf die Flüchtlingspolitik und die Flüchtlingshilfe in der Schweiz während dem Zweiten Weltkrieg.

Landesmuseum Zürich / kath.ch / kh

 

Erstausgabe Het Achterhuis: Het Achterhuis, «Das Hinterhaus», ein von Anne Frank selbst gewählter Titel. | © Schweizerisches Nationalmuseum
Blick in die Ausstellung im Landesmuseum Zürich. | © Schweizerisches Nationalmuseum