Hoffnungen und Sorgen vorbringen und vor allem: zuhören. Darum ging es beim Begegnungs- und Entwicklungstag. | ©Anna Wegelin
Hoffnungen und Sorgen vorbringen und vor allem: zuhören. Darum ging es beim Begegnungs- und Entwicklungstag. | ©Anna Wegelin
13.03.2024 – Aktuell

Vielfalt in der Einheit sichtbar machen

Am 9. März lud der Pastoralraum Basel-Stadt zum Begegnungs- und Entwicklungstag. Im synodalen Stil tauschten sich die Teilnehmenden über aktuelle Themen aus – und lernten vor allem, sich gegenseitig zuzuhören.

Vier Minuten sprechen als Aufgabe für die eine, vier Minuten zuhören als Aufgabe für den anderen. Anschliessend zwei Minuten wiedergeben, was die oder der andere gesagt hat. Dem Impuls widerstehen, direkt etwas zu antworten, dafür sich in die andere Person hineinversetzen und die Dinge aus ihrer Sicht wiedergeben; darum ging es beim Begegnungs- und Entwicklungstag, zu dem sich Mitarbeitende der Basler Pfarreien und Missionen versammelt hatten.
Das Thema: Ängste und Hoffnungen, die aufkommen, wenn die Anwesenden an die Kirche in Basel denken. Die leeren Kirchen bereiten vielen Teilnehmenden Sorge. Auch, dass immer weniger junge Menschen sich der Kirche zugehörig fühlen. Angesprochen wurden ausserdem die starren Formen in der katholischen Kirche, die der eine und die andere als hinderlich ansehen. In diesem Zusammenhang kam auch immer wieder die Angst vor einem Schisma, also einem Auseinanderbrechen der Kirche auf. Aber die Anwesenden haben auch Hoffnung. Ein Teilnehmer, der ursprünglich aus einem anderen Land stammt, betonte die Offenheit der katholischen Kirche in der Schweiz und die bedeutende Rolle, die die Laien hier bei uns bereits spielen. Eine andere Teilnehmerin sieht die unterschiedlichen Meinungen als Chance. Erstens sei es normal, dass Menschen, wo immer sie Gemeinschaft leben, unterschiedliche Meinungen und Ansichten haben. Und ausserdem halte das auch die Auseinandersetzung mit Themen fruchtbar und lebendig. Man war sich später, in grosser Runde einig: Es geht darum, die Vielfalt in der Einheit sichtbar zu machen. Was ebenfalls zu hören war: Genährt wird die Hoffnung durch eine ordentliche Portion Gottvertrauen.

Im zweiten Veranstaltungsblock stand das Thema «Macht und Machtmissbrauch» im Mittelpunkt. Pater Martin Föhn hielt einen Vortrag, indem er die folgenden Punkte ansprach: die strukturellen Ursprünge von Machtungleichgewicht, mentale, emotionale und spirituelle Formen von Gewalt, die Problematisierung des Begriffs der «heiligen Kirche» und etablierte Prozesse und Strukturen – wie beispielweise Verfahren, um Fälle von Missbrauch systematisch aufzuarbeiten und verpflichtende Präventionskurse zum Thema «Nähe und Distanz» für Mitarbeitende der Kirche.

Mit einem gemeinsamen Mittagessen in der Gastgeberpfarrei San Pio X. wurde der Begegnungstag beendet.

Leonie Wollensack