© Kathrin Schwarze/Weltgebetstag 2024
© Kathrin Schwarze/Weltgebetstag 2024
22.02.2024 – Allgemein

Weltgebetstag unter schwierigen Vorzeichen

Jedes Jahr nimmt der Weltgebetstag (WGT) Christen/innen aus einem anderen Teil der Welt in den Fokus. 2024 liegt er auf Palästina. Das Material wurde bereits 2022 von palästinensischen Frauen eingereicht. Mit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel wurden Kritik und Verunsicherung laut. Die Organisatorinnen des «Weltgebestags Schweiz» haben daher den folgenden Ankündigungstext an die lokalen Vorbereitenden gesendet.

Palästinensische Frauen verschiedener christlicher Konfessionen, die für uns den WGT-Gottesdienst in der Zeit von 2020 bis 2022 vorbereitet haben, denken über die Verse 1 bis 7 im 4. Kapitel des Briefes an die Gemeinde in Ephesus nach, wo es unter anderem heisst: «Ertragt einander in Liebe!» – eine grosse Herausforderung in einer konfliktträchtigen Region, aber auch für uns. Seit dem Überfall der palästinensischen Hamas auf die israelische Bevölkerung wird jedes Wort über Palästina kritisch beurteilt. Die Verfasserinnen der Liturgie haben mit diesem schrecklichen Ereignis nichts zu tun; ihr Leben ist dadurch jedoch schwieriger geworden. Umso wichtiger ist es, ihren Stimmen Gehör zu schenken und ihre Vision zu teilen: «Güte und Treue finden zueinander, Gerechtigkeit und Frieden küssen sich.» (Psalm 85,11).

Weltgebetstag Schweiz

 

 

3 Fragen, 3 Antworten

mit Cornelia Imboden, einer der Leiterinnen der Ökumenischen Vorbereitungsgruppe im Kanton Basel-Landschaft

Die Durchführung des diesjährigen WGT stellt für die Menschen in den Gemeinden eine Herausforderung dar. Zur Kontextualisierung des Materials gab es deshalb eine besondere Handreichung. Was steht darin?

Cornelia Imboden (CI): Hier wurden einige konkrete Punkte zur Umsetzung genannt. So soll nach Möglichkeit der Begriff «Nakba» in der Liturgie des WGT vermieden werden, denn es handelt sich um einen politisch aufgeladenen Begriff. Übersetzt bedeutet er «Katastrophe» oder «Unglück». Er wird auf palästinensischer Seite für den Unabhängigkeitstag Israels verwendet und ist verknüpft mit der generellen Infragestellung der Existenz des Staates Israel. Ausserdem wird empfohlen, auf das Schlüsselsymbol zu verzichten. Es erinnert an die verlorene Heimat, die Flucht und Vertreibung im Zuge der Staatsgründung Israels. Aber mit dem Schlüssel wird auch das Recht auf Land eingefordert und es geht damit teilweise die Idee einher, die israelische Bevölkerung für immer zu eliminieren.

 

Was konnten Sie als Leitungsteam der Ökumenischen Vorbereitungsgruppe konkret tun, um den Menschen in den Gemeinden die Verunsicherung bezüglich der Durchführung des WGT zu nehmen und gibt es auch Gemeinden, die beschlossen haben, den WGTs nicht durchzuführen? 

CI: Zur Durchführung des WGTs raten wir, was auch die Präsidentin des WGTs Schweiz, Vroni Peterhans, schreibt: «Wir empfehlen euch, die Planung eurer Feier so anzugehen, wie es in unseren letzten Mitteilungen steht: Wir trauen euch etwas zu! Nämlich, dass ihr am besten wisst, was euren Mitfeiernden zugetraut werden kann und mit welcher Wortwahl wir alle nicht zu antisemitischen aber ebenso nicht zu antiarabischen Äusserungen und Handlungen beitragen. Je nach Hintergrund werden Worte und Bilder sehr sensibel verschieden interpretiert und ausgelegt.» Wir haben auch die Rückmeldung bekommen, dass die Feier des WGTs dieses Jahr ausgelassen wird oder dass stattdessen eine Friedensfeier stattfinden wird.

 

Was waren für Sie als Leiterinnen der Ökumenischen Vorbereitungsgruppe besondere Herausforderungen in diesem Jahr?

Geplant war, den Film «Lemon Tree» zu zeigen und anschliessend ein Gespräch mit der Palästinenserin Ghada Al-Rayan zu führen. Die Gewalt im Nahen Osten machte uns betroffen. Nach reiflicher Überlegung und nach einem langen Austausch mit unserer Referentin Ghada Al-Rayan haben wir uns schlussendlich dazu entschieden, den Anlass zu verschieben. Die momentane Situation war für die Referentin und für uns zu emotional und zu belastend, als dass wir den Anlass zum jetzigen Zeitpunkt durchführen könnten. Wir haben insgesamt viel darüber nachgedacht, wie der «WGT Palästina» in dieser schwierigen Situation gefeiert werden kann. Wir mussten unseren geplanten Anlass überdenken und neu organisieren. Deshalb waren wir dankbar, am 19. Januar in Liestal die Vorbereitungstagung durchführen zu können. Für diesen Anlass konnten wir Pfarrerin Franziska Eich als Co-Leiterin der christlich-jüdischen Projekte gewinnen; sie hat bei der Tagung einen Input übernommen.

Leonie Wollensack