07.07.2020 – Welt

120 katholische Bischöfe wollen Unternehmen in die Pflicht nehmen

Konzernverantwortung ist nicht nur in der Schweiz ein Thema: In einer vom 6. Juli datierten Erklärung haben 120 katholische Bischöfe aus aller Welt die Regierungen aufgefordert, Unternehmen verbindlich zur Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards zu verpflichten. Das meldet das Fastenopfer. Ausgehend von den Folgen der Coronakrise für Arbeitskräfte am Beginn von globalen Lieferketten prangern die unterzeichnenden Bischöfe in der Erklärung an, dass verantwortungslose Unternehmen schon lange in Missstände wie Steuervermeidung, Umweltverschmutzung oder schwere Menschenrechtsverletzungen wie Zwangs- oder Kinderarbeit in aller Welt verwickelt seien. «Als Bischöfe fühlen wir uns moralisch und spirituell in der Pflicht, eine Neuordnung von Prioritäten für diese Krise und die Zeit danach anzumahnen», heisst es in der Erklärung.

Die UNO, die Europäische Union und die Staaten der Welt werden darin aufgefordert, durch wirksame Gesetze den Unternehmen menschenrechtliche und ökologische Sorgfaltspflichten aufzuerlegen und Betroffenen von Menschenrechtsverletzungen einen besseren Zugang zu Gerichten zu gewähren, um Schadenverursacher zur Rechenschaft zu ziehen. Unter anderem wird in der Erklärung erwähnt, dass in der Schweiz eine gesetzliche Regelung debattiert werde – die eidgenössische Abstimmung über die Konzernverantwortungsinitiative ist auf den 29. November terminiert. Der Aufruf der Bischöfe wurde initiiert von CISDE, der Dachorganisation katholischer Entwicklungsorganisationen aus Europa und Nordamerika, der auch das Fastenopfer der Schweizer Katholiken angehört.

Unterzeichnet haben die Erklärung vier Bischöfe aus der Schweiz: Markus Büchel von St. Gallen, Felix Gmür von Basel, Jean-Marie Lovey von Sitten sowie Charles Morerod von Lausanne, Genf und Freiburg. Unter den 120 Unterzeichnern sind 44 Bischöfe aus Europa (40 aus westeuropäischen EU-Staaten, vier aus der Schweiz), 34 aus Lateinamerika, 26 aus Süd- und Südostasien und 16 aus Afrika. Keine Unterschriften gab es von Bischöfen aus den USA, Kanada, Grossbritannien, Irland, Australien und Neuseeland, ebenso keine aus Osteuropa oder Ostasien.

kh