06.06.2019 – Editorial

Echo

Der Ruf von Papst Johannes Paul II. für ein Schweigen zur Weihe von Frauen hat nicht für Ruhe gesorgt, das Echo hallt nach, auch nach 25 Jahren. Die Frage der Frauenordination ist für die einen nach wie vor offen, für andere gilt unverändert, was der Pontifex am 22. Mai 1994 in seinem an die Bischöfe gerichteten Schreiben «Ordinatio sacerdotalis» festgehalten hat.

Die Problematik der Weihe ist von zentraler Bedeutung für die Rolle der Frau in der römisch-katholischen Kirche. Weil den Frauen die Möglichkeit der Weihe generell verwehrt ist, ist ihnen auch der Weg in die höchsten Ämter der Weltkirche versperrt. Wenn dann diese einseitig besetzte Machtzentrale Dinge verkündet, welche genau diesen Zustand nicht nur für den Moment rechtfertigen, sondern für ewig zementieren sollen, so wirft dies Fragen auf.

Aus Frauensicht steht die Gretchenfrage zuoberst: Wie kann eine Institution, die Gerechtigkeit zu ihren Kernbotschaften zählt, einem beträchtlichen Teil ihrer Mitglieder nur aufgrund des Geschlechts die gleichen Rechte vorenthalten? Was bedeutet das für die Glaubwürdigkeit der römisch-katholischen Kirche? Gilt «Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr seid alle einer in Christus Jesus» (Gal 3,28) in diesem Punkt nicht?

Worauf genau stützt sich die Glaubenskongregation, die vor dem Hintergrund der nicht verstummenden Diskussion erst vor einem Jahr die Unmöglichkeit der Frauenordination bekräftigt hat? Das Gremium berief sich dabei darauf, dass klar sei, was Gottes Wille ist und Jesus selbst gewollt hat. Dazu meinte Dorothea Sattler, Professorin für Ökumenische Theologie und Dogmatik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und Leiterin des Ökumenischen Instituts an der Katholisch-Theologischen Fakultät, in einem Interview mit dem Portal katholisch.de: «Wer kann ganz genau wissen, was Gott sich vorgestellt hat mit Blick auf die Verfassung seiner Kirche und in welcher Weise Jesus Christus kurz vor seinem Tod an der Bestimmung dieses Willens beteiligt war? Das ist eine sehr schwere Frage, bei der man sich gut überlegen muss, ob man darauf eine Antwort weiss.»

Die Diskussion wird weitergehen, nicht nur über diese ganz grundsätzliche Frage.

Regula Vogt-Kohler