Da ahnte noch niemand etwas von seiner Ernennung: An der Priesterweihe vom 6. April in Schwyz schritt Bischof Peter Bürcher (3. von links) direkt vor Bischof Vitus Huonder zur Kirche. | © kath.ch
Da ahnte noch niemand etwas von seiner Ernennung: An der Priesterweihe vom 6. April in Schwyz schritt Bischof Peter Bürcher (3. von links) direkt vor Bischof Vitus Huonder zur Kirche. | © kath.ch
31.05.2019 – Aktuell

Hoffnung auf Versöhnungsprozess im Bistum Chur

Stimmen zur Einsetzung von Peter Bürcher als Apostolischer Administrator

Freude und Hoffnung – so reagierten katholische Stimmen auf die Ernennung des pensionierten Bischofs Peter Bürcher zum Apostolischen Administrator im Bistum Chur.

 

Eine der ersten Reaktionen auf die überraschende Ernennung des 73-jährigen Oberwallisers kam von der Katholischen Kirche im Kanton Zürich: «Wir begrüssen den neuen Administrator und reichen ihm unsere Hand für den Versöhnungsprozess, der in unserem Bistum dringend notwendig ist», schrieben Generalvikar Josef Annen und Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding. «Unsere Türen stehen offen für einen zukunftsgerichteten Dialog und einvernehmliche Schritte im bewährten dualen System.»

Just mit dem dualen System hatte Peter Bürcher allerdings vor 15 Jahren Mühe bekundet. Als Weihbischof des Bistums Lausanne Genf und Freiburg (LGF) kam es 2004 zu Spannungen mit dem Verband der katholischen Pfarreien des Kantons Waadt. Drei Jahre später wurde Bürcher zum Bischof in Reykjavik ernannt.

Trotzdem zeigte sich die Allianz «Es reicht», die sich für Reformen in der katholischen Kirche einsetzt, «sehr zufrieden» mit Bürchers Ernennung. Die Allianz hatte sich stets für eine Übergangslösung ausgesprochen, damit die Situation zuerst befriedet werden könne. Ihr Sprecher Willi Anderau hofft, dass Bürcher «im Bistum Chur eine Atmosphäre schaffen kann, auf der ein künftiger Bischof aufbauen kann».

Seit 2015 lebte Peter Bürcher teilweise in Schwyz, wo er als Spiritual des Dominikanerinnenklosters tätig war. Für dessen Priorin Raymonda Schönegger ist die Ernennung des bescheidenen, einfach lebenden Bischofs eine gute Entscheidung für das Bistum. «Bischof Bürcher bringt für die Übergangszeit gute Voraussetzungen mit», sagt die Priorin. Er könne gut zuhören und sei angesichts der Zerrissenheit im Bistum neutral.

Kritisch kommentierten die Zürcher Medien. Der «Tages-Anzeiger» bezeichnete Bürcher als freundlich, romtreu und konservativ und nannte ihn einen «Verbündeten» des abgetretenen Bischofs Huonder. Die «Neue Zürcher Zeitung» sprach gar von einem «Verächter der demokratischen Verfassung der kantonalen Kirchen». Trotz scharfer Kritik an der mangelnden Transparenz des Prozesses wertete Erwin Koller, Präsident der Herbert-Haag-Stiftung für Freiheit in der Kirche, in einem Onlinekommentar des «aufbruch» die Ernennung des Apostolischen Administrators positiv: «Endlich … ist ein erster vernünftiger Schritt getan. Ein Vermittler ist da. Er hat die Chance und soll sie bekommen, die Situation zu beruhigen, vielen Verzweifelten wieder eine Perspektive zu geben, Barrikaden einzureissen, Wege zu ebnen und Brücken zu bauen, damit der Nachfolger einen Neubeginn ohne viele Altlasten starten kann.»

Bischof Peter Bürcher betonte, Papst Franziskus habe ihm zugesichert, dass er ihm die Aufgabe in Chur «nur für ein paar Monate» anvertraue. In dieser Zeit soll die ordentliche Neuwahl des Diözesanbischofs von Chur stattfinden.

Christian von Arx/kath.ch