Die Kirche und die sexuellen Missbräuche – Transparenz und Ehrlichkeit

Verschiedene Beiträge zur Pfarrwahl in Riehen

Papst Franziskus sagte auf dem Rückflug von Lima zu Journalisten: «Ich habe von Benedikt XVI. gelernt, solche Dinge nicht zu tolerieren.» Die Nulltoleranz ist zu einem geflügelten Wort des Papstes geworden. Ihre Flügel allerdings sind zerbrochen.

In der Debatte in Riehen ging es nie um Nulltoleranz. Es ging um das Verschweigen eines Teils der Wahrheit. Die Strategie der Pfarrwahlkommission war es, den Täter in ein möglichst gutes Licht zu stellen. Deshalb schwieg sie über einen Teil des Strafbefehls. Die Pfarrwahlkommission hat nicht transparent, noch vollständig informiert. Der Vorwurf, den der Präsident der Pfarrwahlkommission, Rechtsanwalt Stefan Suter, gegen die Kritiker richtete, die per Unterschriften eine stille Wahl verhindern wollten – «Das sind Leute, die gerne im Versteckten agieren. In ihrem Widerspruch steckt auch viel Moralin drin.» («Tageswoche» vom 20.9.2018) –, fällt auf die Pfarrwahlkommission zurück. Sie hat nicht bloss im Versteckten agiert, sondern auch bewusst versteckt.

Mit dem Bekanntwerden des leichtfertigen Umgangs mit den Informationen steht der Fall in einem anderen Licht und es sind einige Fragen, die die Verantwortlichen zu bearbeiten haben.

1. Was heisst Nulltoleranz konkret? Kann man sie so grosszügig auslegen, wie es die Pfarrwahlkommission und offenbar auch die Gutachter getan haben?
2. Darf man als Kommission, die im Auftrag der Pfarrei arbeitet, selektiv mit den vorliegenden Informationen umgehen?
3. Hätte man nicht beim Beginn der Unterschriftensammlung schon den Informationsabend durchführen müssen, der erst kaum einen Monat vor der Wahl stattfand? Die Geschichte der Pfarrwahl in Riehen hat zwar ein erstes Ende genommen, erledigt ist sie allerdings nicht. Die Verantwortlichen müssen ihr Vorgehen überdenken. Der Graben, der in der Pfarrei aufgebrochen ist, muss Thema bleiben, wenn er überwunden werden soll.

Xaver Pfister, Theologe und Publizist, Basel