Bei der Bischofssynode zum Thema «Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung» waren auch Jugendliche dabei, sie hatten aber kein Stimmrecht. | © KNA-Bild
Bei der Bischofssynode zum Thema «Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung» waren auch Jugendliche dabei, sie hatten aber kein Stimmrecht. | © KNA-Bild
29.10.2018 – Aktuell

Radikal gegen Missbrauch, grössere Rolle für Frauen

Im Abschlussdokument der Bischofssynode zur Jugend kommen auch heikle Themen zur Sprache

Der Abschluss ist ein Anfang. Nach dreieinhalb Wochen Beratungen hat die Bischofssynode zum Thema «Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung» Papst Franziskus ein Schlussdokument übergeben. Das Papier geht von einem Reformbedarf aus und spricht eine Vielzahl von Themen an.

 

Die katholische Kirche müsse mehr Partizipation und Verantwortung auch für Laien bieten, besonders für Jugendliche und Frauen, heisst es im Abschlussdokument (in voller Länge, bis Redaktionsschluss nur auf Italienisch: http://press.vatican.va). Das prophetische Bild einer synodalen Kirche sei 50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil noch immer nicht umgesetzt. Für Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, ist das Abschlussdokument, das die Bischöfe am 27. Oktober verabschiedet haben, eine Aufforderung: «Ein Appell gegen Machtstrukturen und Klerikalismus, gegen Missbrauch und kirchliche Arroganz.»

Das Dokument behandle sexuellen Missbrauch durch Mitglieder des Klerus, der allgemein als Machtmissbrauch angesehen werde, mit besonderer Ernsthaftigkeit, erläutert der Schweizer Jugendbischof Alain de Raemy. Es brauche «rigorose Mittel der Prävention», heisst es im Text. Damit Seelsorger glaubwürdig auftreten könnten, müssten sie selbst über affektive und sexuelle Reife verfügen.

Der Abschnitt betreffend Missbrauch war umstritten. Dies gilt auch für den Absatz, der die Begleitung homosexueller Personen innerhalb der Kirche fordert. Der Text lädt dazu ein, Homosexuelle als Christen an sich zu betrachten, ohne sich auf ihre sexuelle Identität zu konzentrieren. Dieser Abschnitt habe den grössten Widerstand hervorgerufen, abgesehen von jenem über die Synodalität und jenem über den Platz der Frauen in der Kirche, sagt de Raemy.

Zum Thema «Frauen in der Kirche» hält das Dokument fest, dass die Abwesenheit der weiblichen Stimme die Debatte und den Weg der Kirche verarmen lasse. Den Frauen stünden eine grössere Rolle und Wertschätzung in Gesellschaft und Kirche zu. Der Text spricht in diesem Zusammenhang von einem «unausweichlichen Wandel».

Wie geht es nun weiter? Von der Synode und ihrem Dokument sei eine kreative Umsetzung der Ideen und Vorschläge vor Ort gewollt, heisst es bei Vatican News. Weihbischof de Raemy will seinen Kollegen in der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) eine Zusammenfassung des Schlussdokuments und seiner Erfahrungen anbieten. «Es wird jetzt wichtig sein, dass alles, was die SBK sagt oder tut, durch die Augen und Ohren junger Menschen geht und dass wir ihr Feedback darüber bekommen, was sie davon halten», sagt der Freiburger Weihbischof. Es gehe auch ­darum, eine stärkere Beteiligung junger Menschen jeden Alters am Leben der Kirche, insbesondere auf Pfarreiniveau, zu fördern.

cic; kath.ch/Regula Vogt-Kohler