Um sie, zum Beispiel, geht es an der Jugendsynode in Rom: Jugendliche am Startevent des Bistumsjugendtreffens des Bistums Basel vom letzten Sonntag in Brugg Windisch. | © Martina Peter
Um sie, zum Beispiel, geht es an der Jugendsynode in Rom: Jugendliche am Startevent des Bistumsjugendtreffens des Bistums Basel vom letzten Sonntag in Brugg Windisch. | © Martina Peter
24.09.2018 – Aktuell

«Ich freue mich, wenn Überraschendes herauskommt»

Jugendbischof Alain de Raemy vertritt die Schweizer Bischöfe an der Jugendsynode vom 3. bis 28. Oktober

Als einer von knapp 200 Bischöfen wird der Schweizer Jugendbischof Alain de ­Raemy (59) vom 3. bis 28. Oktober im Va­tikan an der Bischofssynode zum Thema Jugend teilnehmen. Im Interview spricht der Weihbischof von Freiburg, Lausanne und Genf über seine Erwartungen.

Herr Weihbischof, wie bereiten Sie sich auf die Synode vor?

Alain de Raemy: Die beste Vorbereitung ist die Begegnung mit Jugendlichen, und diese Gelegenheit habe ich zum Glück ständig. Seien es die Verantwortlichen der Verbände oder Gemeinschaften. Zudem treffe ich ständig Jugendliche dank der Firmungen, die ich vornehmen kann. Auch schreibt jeder Jugendliche, der um die Firmung bittet, dem Bischof einen persönlichen Brief. Bei etwa
25 Firmungen im Jahr kommen da gut 700 Briefe zusammen, die ich alle lese.

Welchen Eindruck haben Sie von dem umfangreichen Arbeitspapier, das der Synode als Beratungsgrundlage dient?

Diese Vorbereitungsdokumente versuchen ja immer, alles zu erfassen. Das Dokument ist sehr breit gefasst – fast zu breit. Man versucht, alle Themen zu behandeln, und behandelt dann kein Thema richtig. Aber das ist normal. Wir müssen nachher schauen – mit der Dynamik der Synode – in welche Richtung wir uns begeben. Was werden die Akzente sein? Das lässt sich bisher noch nicht erkennen.

Fehlt Ihnen etwas in dem Dokument?

Nein, eben nicht. Aber einige Themen, die von Europa oder der Schweiz aus für wichtig erachtet werden, sind dann doch zu kurz gefasst: etwa der Leistungsdruck in der Schule oder von den Eltern aus, ebenso der Druck, wie man aussehen oder sein soll heutzutage, der Druck der Social Media, immer vernetzt zu sein. Wir haben in der Schweiz eine hohe Selbstmordrate unter Jugendlichen. Dieses Thema kommt im Dokument vor, aber nur sehr kurz.

Welchen Satz würden Sie besonders gerne ins Abschlussdokument für Papst Franziskus hineinschreiben und dick unterstreichen?

(lacht) Ich habe genau die umgekehrte Haltung. Ich freue mich, Neues zu entdecken, dank der Dynamik der Synode, dank unseres gemeinsamen Gebets den Willen Gottes zu erkennen. Ich freue mich, etwas zu entdecken, das ich mir bislang gar nicht vorstellen kann. Dass etwas herauskommt, das uns alle überrascht.

Derzeit wird sehr viel über Missbrauch und Vertuschung in der Kirche gesprochen. Erleben Sie, dass dies der kirchlichen Glaubwürdigkeit bei Jugendlichen schadet?

Bei den Verantwortlichen sicher. Bei den anderen Jugendlichen bin ich mir nicht sicher. In den Briefen der Firmlinge, die zwischen 15 und 20 Jahren alt sind, kommt das Thema nicht vor. Das spielt sich mehr in der Medienwelt der Erwachsenen als in den Medien der Jüngeren ab.

Wird das Thema dennoch eine Rolle auf der Synode spielen?

Ja, das wird es. Momentan prägt uns das Thema so stark, dass es sicher zur Sprache kommen wird.

Interview: Roland Juchem, kath.ch