Abt Peter von Sury mit Mariano Tschuor, Projektleiter «Mariastein 2025», im Garten des Kreuzgangs im Kloster. | © Kloster Mariastein
Abt Peter von Sury mit Mariano Tschuor, Projektleiter «Mariastein 2025», im Garten des Kreuzgangs im Kloster. | © Kloster Mariastein
03.09.2018 – Aktuell

Die Wallfahrt sichern – und die Mönche entlasten

Das Projekt «Mariastein 2025» sucht den Weg in die Zukunft von Wallfahrtsort und Kloster

Die Führung des Wallfahrtsorts Mariastein wird zu viel für die Benediktiner des Klosters. Das Projekt «Mariastein 2025» soll eine neue Trägerschaft suchen und die Mönche entlasten. Als Projektleiter hat der Abt den ehemaligen SRG-Kadermann Mariano Tschuor eingesetzt.

Ist Peter von Sury (68) der letzte Abt von Mariastein? Das ist nicht ausgeschlossen. Seit der Stadtsolothurner im Jahr 2008 die Leitung des Klosters übernommen hat, ist sein Konvent älter und kleiner geworden. Nur ein neuer Mitbruder ist in den letzten zehn Jahren ins Kloster eingetreten, allein 2017 sind drei Mönche verstorben. Im Februar verliess Pater Kilian (51) nach 30 Jahren das Kloster, um zu heiraten.

Zurzeit zählen noch 17 Mönche zum Konvent von Mariastein, einer von ihnen wohnt in einem Altersheim in Uri. Von den 16 Mitbrüdern in Mariastein sind acht älter als 80 Jahre, und nur fünf sind noch nicht im AHV-Alter.

Abt Peter wird im Jahr 2025 75-jährig. Dann wird er gemäss dem Kirchenrecht den Abtstab weitergeben müssen. Doch an wen? Von den heutigen Mitbrüdern werden dann nur noch zwei jünger als 65 sein.

Eine gute Symbiose geht zu Ende

Peter von Sury analysiert die Situation glasklar. «Meine erste Verantwortung besteht darin, dafür zu sorgen, dass der Wallfahrtsort Mariastein nicht mit dem Klosterkonvent steht und fällt», erklärt er gegenüber «Kirche heute». «Mariastein soll als Wallfahrtsort, Kraftort und Gnadenort weiterbestehen. Das sind wir dem Ort, den Menschen und der Kirche schuldig.»

Die Wallfahrt zur Maria «im Stein» ist heute die grösste Aufgabe der Mönche. Sogar in der Zeit von 1875 bis 1971, als das Kloster geschlossen und die Benediktiner aus Mariastein vertrieben waren, gewährleisteten einzelne Mönche die Betreuung der Wallfahrt. «Es war und ist eine gute Symbiose von Wallfahrt und Kloster», sagt von Sury. «Aber diese Symbiose ist keine zwingende Voraussetzung für den Wallfahrtsbetrieb.»

Der Wallfahrtsort Mariastein ist älter als der Klosterort. Die Wallfahrt geht in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts zurück, im Jahr 1434 wird sie erstmals schriftlich fassbar. Die Benediktiner hielten ab 1636 Einzug, und 1648 wurde das Kloster Beinwil nach Mariastein verlegt.

Neue Kräfte für die Wallfahrt gesucht

Heute zeichnet sich ab, dass der Wallfahrtsbetrieb die Klostergemeinschaft überfordern wird. Er braucht neue Kräfte, eine Trägerschaft mit einem wirtschaftlichen Fundament. Dies zu schaffen, ist eines der wichtigsten Ziele des Projekts «Mariastein 2025».

Peter von Sury ist daran, die Stelle der Wallfahrtsleitung für eine externe Person neu zu konzipieren. «Das muss nicht ein Priester sein, auch eine Theologin könnte das übernehmen», meint er. Es brauche ein Flair für diese Aufgabe. Viele Pilger haben Wurzeln in Osteuropa, Afrika, Indien oder Lateinamerika. Sogar Gläubige anderer Religionen kommen nach Mariastein.

Entlastung für die Mönche

Als seine zweite Verantwortung nennt der Abt die Zukunft seines Klosterkonvents. Könnte das Kloster geschlossen werden? «Bis 2025 sicher nicht», beruhigt Peter von Sury und blickt weiter: «Der Klosterkonvent kann aussterben, aber das heisst nicht, dass das Kloster damit aufgehoben ist.» Kirchenrechlich könne ein Kloster als juristische Person noch 100 Jahre lang weiterbestehen, auch wenn keine Mönche mehr da seien.

Genau das hat das Kloster Beinwil erlebt: 1555 starb der letzte Mönch. Die Stadt Solothurn als damalige Inhaberin der Aufsicht, der sogenannten Kastvogtei, setzte Administratoren ein, die den Wirtschaftsbetrieb weiterführten. Nach 1622 kamen neue Mönche, und 1633 wurde wieder ein Abt gewählt. Er setzte dann die Verlegung nach Mariastein um. Das Kloster Beinwil-Mariastein ging also nie unter. Aufheben könnte es nur der Papst.

«Mir geht es jetzt darum, dass unsere Mitbrüder in Mariastein bleiben können», sagt Abt Peter. Sie sollen noch soweit möglich für die Wallfahrt tätig sein und ein klösterliches Leben bei guter Lebensqualität führen können. Dazu brauchen die Mönche Entlastung. Die soll das Projekt Mariastein 2025 bringen.

Christian von Arx