Die «Macherinnen» des Buchs im Gespräch (v.l.): Monika Hungerbühler, Doris Strahm und Silvia Strahm Bernet. | © Regula Vogt-Kohler
Die «Macherinnen» des Buchs im Gespräch (v.l.): Monika Hungerbühler, Doris Strahm und Silvia Strahm Bernet. | © Regula Vogt-Kohler
19.05.2022 – Aktuell

Teil der Frauenbewegung in der Schweiz

Buchvernissage: Mächtig stolz – 40 Jahre feministische Theologie

Mächtig stolz: Unter diesem Titel hält ein 300 Seiten starkes Buch Rückblick auf 40 Jahre feministische Theologie in der Schweiz. Zu den Beiträgen der rund 70 Autorinnen gesellen sich dokumentarische Randspalten, Kommentare und Porträts.

«40 Jahre, das ist die Dauer des Exodus», sagte Evelyne Zinsstag, reformierte Pfarrerin an der Église française réformée de Bâle, in ihrer Laudatio. Das Buch sei ein Atlas von Frauenkirchenräumen, die sich geöffnet, verbunden, getrennt und auch wieder geschlossen hätten. Der Aufbruch ins Unbekannte sei alles andere als ein Spaziergang gewesen, auch davon zeuge das Buch. Da liegt die Frage nahe, die Zinsstag nun stellte: «Sind wir heute angekommen im Gelobten Land?» Die Zukunft der feministischen Theologie stehe ebenso in Frage wie die der Kirche selbst, meinte Zinsstag, bevor sie das Glas hob und die Wegbereiterinnen, die jetzt Aktiven und die künftigen Nachfolgerinnen hochleben liess.

Die Idee für das Buch entstand in einer Zeit, in der es wenig Grund zum Feiern gab. Mitten im Lockdown im April 2020 erreichte Doris Strahm die Anfrage der deutschen Theologin Marie-Theres Wacker, die Material für einen Lexikonartikel zu den Anfängen der feministischen Theologie im deutschsprachigen Raum sammelte. Sie habe so viele Seiten über die Situation in der Schweiz gefüllt, dass Wacker meinte, daraus lasse sich ein schönes Buch machen.

Dieses liegt nun vor: Es ist 780 Gramm schwer und 300 Seiten dick und beleuchtet auf vielfältige Weise die 40-jährige Geschichte der feministischen Theologie und der Frauen-Kirche-Bewegung in der Schweiz. In neun Kapiteln geht es um verschiedene Bereiche: Orte des feministisch-theologischen Aufbruchs, publizistische Sprachrohre, Forschung und Ausbildung, Fachstellen, spirituelle Räume, Netzwerke und Kooperationen, Projekte und Initiativen.

Zu den Texten der rund 70 Autorinnen gesellen sich in Randspalten dokumentarische Informationen in chronologischer Reihenfolge, und in jedem Kapitel lernt man im Rahmen eines Porträts eine feministische Theologin kennen. Dazu kommen, ebenfalls in jedem Kapitel, Kommentare, in denen viele Stimmen zu hören respektive zu lesen sind. Für eine optische Auflockerung sorgen zahlreiche Bilder.

«Wir leben nach wie vor in einer androzentrischen Welt», sagte die basel-städtische Ständerätin Eva Herzog in einem Grusswort. Die Welt sei jedoch nichts ohne die Frauen, das gelte auch für die Kirche. Sie frage sich, warum diese Macht den Frauen nicht mehr Selbstvertrauen verleihe. Doris Strahm hofft darauf, dass das Buch nicht nur feministische Theologinnen interessiert. Die feministische Theologie sei keine innerkirchliche Bewegung, sondern Teil der Frauenbewegung in der Schweiz.

Regula Vogt-Kohler

 

Das Cover von «Mächtig stolz». | © Regula Vogt-Kohler
Ein Blick ins Innere des Buchs. | © Regula Vogt-Kohler