«Und da spannte sich ein leuchtender Regenbogen über die ganze Region und blieb minutenlang stehen …» (Foto: Rike/pixelio.de)
«Und da spannte sich ein leuchtender Regenbogen über die ganze Region und blieb minutenlang stehen …» (Foto: Rike/pixelio.de)
17.02.2018 – Impuls

Genesis 9,8–15

Gott sprach zu Noach und seinen Söhnen, die bei ihm waren: Hiermit schliesse ich meinen Bund mit euch und mit euren Nachkommen und mit allen Lebewesen bei euch, mit den Vögeln, dem Vieh und allen Tieren des Feldes, mit allen Tieren der Erde, die mit euch aus der Arche gekommen sind.

Ich habe meinen Bund mit euch geschlossen: Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerottet werden; nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben.

Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte zwischen mir und euch und den lebendigen Wesen bei euch für alle kommenden Generationen: Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Bundeszeichen sein zwischen mir und der Erde.

Balle ich Wolken über der Erde zusammen und erscheint der Bogen in den Wolken, dann gedenke ich des Bundes, der besteht zwischen mir und euch und allen Lebewesen, allen ­Wesen aus Fleisch, und das Wasser wird nie wieder zur Flut werden, die alle Wesen aus Fleisch vernichtet.

Einheitsübersetzung

 

Ein Zeichen des Himmels

Es ist noch nicht lange her, wir sassen bei einer Sitzung und quälten uns durch diverse Traktanden, als plötzlich eine Kollegin ausrief: «Oh, habt Ihr den Regenbogen gesehen?»

Es gibt wohl nur wenige Naturphänomene, die alle Menschen, Jung und Alt, so sehr in den Bann ziehen wie ein Regenbogen.

Der Anblick, der sich uns bot, war einfach wunderbar: Über der Stadt hingen pechschwarze Regenwolken, aber weiter drüben, über den grünen Hügeln, strahlte die Abendsonne. Und da spannte sich ein leuchtender Regenbogen über die ganze Region und blieb minutenlang stehen. Unglaublich schön – ergreifend! Unter den dunklen Regenwolken die Häuser all der Menschen mit ihren Alltagsgeschichten – frohe und schöne Geschichten, aber auch solche, die von Leid und Kampf, von Sorge und Streit, von Überforderung und Stress erzählen – und darüber wie ein Dach, ruhend und mächtig, unantastbar und unberührt: der farbenfrohe Regenbogen. Wer direkt darunter ist, sieht ihn nicht. Der spürt nur den Regen. Und doch ist er da.

Die biblische Erzählung von der Sintflut macht den Regenbogen zu einem der schönsten Hoffnungszeichen des Alten Testaments. Das Zeichen des Bundes zwischen Gott und all seinen Geschöpfen. Gott verbindet durch den Regenbogen den Himmel mit der Erde. Wie über eine Brücke geht er im Regenbogen auf uns zu und lädt uns ein, ihm zu vertrauen. Doch Gott belässt es nicht bei einem Zeichen. In seinem Sohn Jesus Christus kommt er selbst in unsere Welt, wird selbst zur Brücke zwischen Himmel und Erde.

Der Regenbogen, ein Zeichen dafür, dass Gott seine Welt liebt und nicht vergessen wird. Hoffen wir nicht alle, dass wir ihn in unserem Leben immer wieder sehen, den Regenbogen? Gerade dann, wenn ich im Regen meines Lebens stehe, wenn die Flut nahe ist – vielleicht nicht eine Flut von Wasser, aber eine Flut von Bedrohlichem, Beängstigendem, Gewalten gegen das Leben – wenn ich nicht weiss, ob ich der Sonne, die sich da schon wieder zeigt, wirklich trauen soll, und stattdessen auf die dunkle Wolkenwand blicke, die über mich hinweggegangen ist, auf mich herabregnet … gerade dann brauche ich dieses Zeichen der Hoffnung, dieses Zeichen der Treue, welches mich daran erinnert, dass Gott sein Versprechen hält. Das kleine Wörtchen «treu» hat denselben Wortstamm wie «Trost». Und so will das Symbol der Treue uns auch ein Symbol des Trostes werden. Nicht die vernichtende Flut, sondern der leuchtende Regenbogen ist das Symbol, das für den Gott steht, auf den wir unser Leben bauen, zu dem wir beten.

Der Regenbogen – was für ein tiefsinniges und hoffnungsvolles Zeichen! Gewiss: wir können ihn durch Zerlegung in Spektralfarben und Reflexion der Sonnenstrahlen in den Regentropfen wissenschaftlich erklären. Aber würde uns nicht etwas Wesentliches fehlen, wenn wir über dieses Naturschauspiel nicht mehr staunen und uns von seinem tieferen Sinn nicht mehr berühren lassen könnten?

Nadia Miriam Keller, Theologin, ursprünglich Pflegefachfrau, arbeitet in der Pfarrei St. Odilia, Arlesheim