09.06.2018 – Leserreaktionen

Engstirniges Nein führt in die Sackgasse

Nach dem Lesen der Titelseite von «Kirche heute» Nr. 24 bin ich sanft provoziert. Dieser Artikel zeigt wieder einmal, wie verknöchert einige alte, aber umso mächtigere Herren in Rom das sogenannte Kirchenrecht für sich reklamieren. Ein Kirchenrecht, das zu hundert Prozent Menschenwerk ist und im Verlauf der Jahrhunderte (auch von Konzilen) immer wieder neu geschrieben, genauer: den jeweiligen Umständen angepasst wurde. Nun also bestimmt Erzbischof Ladaria, dass die Frage der Frauenordination nicht zu diskutieren sei, die «Sache» sei durch mehrere Dokumente und Päpste geregelt. Darum: Nein. Offenbar waren all diese wichtigen Amtsträger persönlich dabei, als der Herr Jesus das so aussprach.

Es ist natürlich gut, dass im Artikel sogleich auch andere Stimmen zu Wort kommen, die klar zeigen, dass diese engstirnige Auslegung eine absolute Sackgasse darstellt. «Zu spät» betitelt der frühere Einsiedler Abt Martin Werlen sein neues Buch, eine schonungslose Analyse, die nur noch bedingt hoffnungsvoll ist …
Gerne möchte ich Erzbischof Ladaria fragen, wie er das 3. Kapitel im ersten Timo­theus-Brief denn interpretieren würde. Da nämlich definiert der Apostel Paulus, welche Voraussetzungen jemand erfüllen muss, um Bischof zu werden … Einige Antworten: Nur einmal verheiratet, gastfreundlich, guter Familienvater, der seine Kinder gut erzogen hat etc. etc. Erst dann ist einer würdig, das Amt zu übernehmen. Selbstverständlich taucht dieses «Wort des lebendigen Gottes» in keiner unserer Leseordnungen je auf.

Eigentlich schade, wenn die Frauen erst dann, wenn das Schiff definitiv am Sinken sein wird, doch noch ans Steuer dürften. Ich hoffe sehr, sie sagen dann auch Nein.

Hansruedi von Arx, Olten